Mit dem Smartphone auf Fotojagd

Für viele Menschen hat das Smartphone die Kompaktkamera abgelöst. Man trägt es ständig mit sich, und durch die Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten macht die Smartphone-Fotografie Spaß. Der Fotograf Chase Jarvis sagt: „The best camera is the one that’s with you.“

Laut einer Studie von BITCOM, dem Branchenverband der IT-, Telekommunikations- und Neue-Medien-Branche, nutzen „39 Prozent der Smartphone-Besitzer keine andere Kamera“. Gerade in der Urlaubszeit ist das Handy beliebt; „zwei Drittel der Smartphone-Besitzer (65 Prozent) schießen damit im Urlaub Fotos“. Und ein gutes Bild entsteht nicht nur mit einer guten Ausrüstung. Der Stern-Fotograf Harald Schmitt meint aus Erfahrung: „Ein berührendes Photo entsteht zuerst im Herzen, und erst dann in der Kamera!“.

Wichtig ist das Bewusstsein, dass die Smartphone-Kamera zwar über ausreichend Pixel, gleichzeitig aber nur über eine kleine Weitwinkellinse und einen Standardblitz verfügt. Hier einige Tipps, damit Ihre Fotos vom Schnappschuss zur gelungenen Aufnahme werden.

1. Saubere Linse

Als Alltagsgegenstand wird das Smartphone in der Tasche Staub, Krümel und sonstigen Störfaktoren ausgesetzt. Daher sollten Sie vor dem Fotografieren die Linse mit einem speziellem Reinigungstuch säubern.

2. Licht

Übliche Smartphone-Kameras sind nicht für Nachtaufnahmen ausgestattet. Deshalb: je weniger Licht, desto körniger wird das Foto. Nutzen Sie Tageslicht und fotografieren Sie nicht in Lichtquellen hinein. Positionieren Sie sich so, dass die Sonne das zu fotografierende Objekt erhellt. Die meisten Blitzlampen der Handykameras sind schwach. Blitzen Sie also nur im Ausnahmefall.

3. Stabilität

Stabilisieren sie ihr Smartphone mit beiden Händen oder mit einem Stativ. Bereits kleinste Handbewegungen führen zu unscharfen Fotografien. Nehmen Sie mehrere Bilder eines Motivs auf, und sortieren Sie später die unbrauchbaren aus.

4. Ran an das Motiv!

In der Regel haben Smartphones kein optisches, sondern ein digitales Zoomobjektiv. Daher verlieren die Fotos beim Zoomen an Qualität. Die Regel lautet: Nähern Sie sich dem Motiv!

5. Zusatzprogramme (Apps) nutzen

Um Ihre Bilder zu vervollkommnen, gibt es jede Menge Kamera- und Foto-Apps. Einige Apps bearbeiten Ihre Fotos direkt auf dem Smartphone nach (Camera+, Hipstamatic) oder erweitern Ihre Einstellungen direkt bei der Aufnahme. Nutzen Sie also die Apps, um Ihre Kamera möglichst kreativ einsetzen zu können.

6. Teilen

Gerade mit Communitys wie EyeEm, Instagram, Pinterest und Facebook lassen sich die Fotos direkt teilen. Einige Apps wie Instagram bietet auch das Nachbearbeiten und die Auswahl über Filter an. Finden Sie heraus, was Ihnen wichtig ist!

7. Experimentieren

Probieren geht über Studieren! Probieren Sie, und lernen Sie so die Grenzen und die Möglichkeiten Ihrer Smartphone-Kamera kennen.

8. Smartphone-Kalender

Auch professionelle Fotografen nutzen den besonderen Charme der Smartphone-Bilder. Tun Sie es Ihnen nach! Beachten Sie allerdings, dass die Auflösung nur für das DIN-A5-Format reicht.

Ein besonders schönes Beispiel eines Kalenders mit Smartphone-Fotos ist Coolpics from Paris der Kunsthistorikerin Joanna Lemanska. Sie kombininiert ihr iPhones 4s, eine Fujifilm x 10 sowie eine Nikon Coolpics und hält damit Bilder fest, die durch den besonderen Blick der Fotografin eine spannungsreiche Harmonie ergeben: Pfützen, Spiegel, Glas und Metall benutzt sie, um wunderbare Reflektionen zu fotografieren.

Coolpics from ParisJoanna Lemanska: Coolpics from Paris

Quiz: Welches Smartphone-Fotobuch schrieb Chase Jarvis?
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Hinweis: Alle Artikel unserer CALVENDO-Kalendersommerreihe finden Sie unter blog.calvendo.de/category/sommer.

Wie wär’s mal mit einem Fotocomic?

Erinnern Sie sich noch an die Fotocomics der Bravo? Dann sind Sie genau im heutigen Thema: der Fotocomic als Form des Storytellings. Das Charakteristische: die Kombination von People-Fotografie mit Sprechblasen.

Klassische Comics wie Superman, Batman, Lucky Luke oder Asterix sind gezeichnet. Anders Fotocomics: Sie sind zwar nach demselben Prinzip aufgebaut – eine Abfolge von Bildern erzählt eine Geschichte –, aber sie basieren auf Fotos. Wie gezeichnete Comics arbeiten die meisten Fotocomics aber auch mit Text, der entweder in Sprech- und Denkblasen in die Fotos eingefügt oder darunter platziert ist. Die Szenen eines Fotocomics müssen in aller Regel wie bei einem Spielfilm gestellt werden. Die Dialoge allerdings sind nicht zu hören, sondern in Sprechblasen zu lesen.

Und auf geht’s! 

Sobald Sie Ihr Thema gefunden haben, sollten Sie den Handlungsverlauf, die Erzählschritte und dann die Einzelbilder mit den Texten in einem Storyboard definieren, wie es auch die professionellen Drehbuchautoren anfertigen.

Beachten Sie, dass Sie je nach Aussage der Fotografien die Perspektive und die Kameraeinstellung wechseln; das macht Ihr Werk lebendiger. Kombinieren Sie zum Beispiel Nahaufnahmen, Porträts, Panoramabilder und Detailaufnahmen sowie unterschiedliche Blickwinkel.

Fotocomic-Calvendo

Beispiel eines Fotocomics: „Suche nach Inspiration!“

Zur Erzeugung einer Spannungskurve ist nicht nur der Plot wichtig, also die inhaltliche Abfolge, sondern auch der Einsatz formaler Elemente wie Belichtung, Perspektive, Bildgestaltung und Dramaturgie. Entscheidend können Kameraperspektive und -einstellung sein:

Wichtige Kameraeinstellungen

  • Totale: Der Abstand der Kamera ist groß; sowohl Protagonisten als auch Objekte und Ort sind zu sehen.
  • Halbtotale: Der Abstand ist geringer; die Darsteller sind im ganz, also von Kopf bis Fuß, erkennbar.
  • Halbnah: Die Kamera ist näher an den Darstellern; sie sind von Kopf bis zur Hüfte abgebildet.
  • Nah: Die Kamera rückt noch näher an die Darsteller; sie sind von Kopf bis zur Körpermitte zu sehen.
  • Großaufnahme: Die Kamera zeigt Kopf und Schulteransatz; das Gesicht und seine Mimik sind deutlich erkennbar.
  • Ausschnitt: Die Kamera fokussiert ein Detail.
  • Froschperspektive: Die Kamera blickt auf die Darsteller oder auf wichtige Objekte von unten.
  • Vogelperspektive: Die Kamera blickt von oben auf die Darsteller oder auf wichtige Objekte.
  • Normalperspektive: Die Kamera zeigt die Szene auf Augenhöhe.

Dialoge und Texte

Knappe, aber pointierte Dialoge und Texte verleihen dem Handlungsverlauf Dynamik. Ihre  Sprache sollte einfach und verständlich sein. Sie wird in Sprech- und Denkblasen untergebracht, ergänzenden Kommentaren und Soundwords (z. B. „zisch“) im Hintergrund.

  • Die Sprechblasen zeigen, was die Protagonisten sagen.
  • Denkblasen zeigen, was die Protagonisten denken.
  • Ergänzende Kommentare (z. B. Erzähltexte oder Beschreibungen) werden in Rechtecke am (unteren) Bildrand gefasst.

Sind alle Fotos aufgenommen, werden sie am Computer anhand des Storyboards in die richtige Reihenfolge gebracht, und dann durch die Texte ergänzt.

Tipps zum Storytelling

Lange schon bevor die Schrift es möglich machte, Geschichten niederzuschreiben und auf diese Weise weiterzugeben, haben die Menschen einander Geschichten erzählt – nicht nur verbal, sondern auch in Bildern. Davon legen steinzeitliche Höhlenmalereien wie in Lascaux oder in Altamira Zeugnis ab, aber auch altägyptische Kunstwerke.

Peter-Hebgen_Aegypten_Nostalgie-und-AntikePeter Hebgen: Ägypten Nostalgie & Antike 2016

Ganz anders als in vor- und frühgeschichtlicher Zeit sind die Möglichkeiten, Geschichten in Bildern zu erzählen, heute vielfältig und vor allem multimedial: Außer Fotografien eignen sich Videoaufnahmen und selbstverständlich auch Zeichnungen als Ausgangsmaterial. Je nach Publikationsmedium können sie sogar durch Musik oder Sprache ergänzt werden.

Ein Thema finden oder: Die Qual der Wahl

Beginnen Sie Ihr Kalenderprojekt damit, ein Thema zu finden und festzulegen. Fragen Sie sich zum Beispiel: Was möchte ich erzählen? Was ist die Kernaussage meiner Geschichte? Gehen Sie mit offenen Augen durch den Alltag! Überall lauern Themen; Sie müssen nur aufmerksam sein und konzentriert beobachten. Welche Themen werden beispielsweise auf Familienfeiern immer wieder erzählt? Was sind die Stammtisch- oder Vereinsthemen? Was erzählen Ihre Kollegen beim Mittagstisch?

Oder begleiten Sie Ihre Tochter, Ihre Cousine oder Ihren Schwager einen Tag lang! Vielleicht wollten Sie ja schon immer wissen, was ein Postbote an einem Tag erlebt? Skizzieren Sie die Kernaussage Ihrer Story in zwei bis drei Sätzen.

Recherche

Sobald Sie ein Thema gefunden haben, müssen Sie Material sammeln und sortieren. Möchten Sie beispielsweise die Geschichte Ihrer Geburtsstadt erzählen, so könnten Sie klären, welche die wichtigsten Gebäude sind. Oder welche Gebäude Ihr Leben in der Stadt widerspiegelt, vom Krankenhaus als Geburtsort über den Kindergarten, wo Sie Ihre spätere Frau kennen lernten, Ihr Elternhaus, die Tanzschule usw. Nun könnten Sie eine Liste wichtiger Personen Ihrer Kindheit zusammenstellen: Lebt beispielsweise der Bademeister noch, bei dem Sie Ihren Schwimmkurs absolvierten? Oder wird in dem Tanzsaal Ihrer ersten Tanzstunde immer noch unterrichtet? Daraus ergeben sich viele kleine Geschichten und Nebenspielplätze. Konzentrieren Sie sich dann auf die Hauptelemente Ihrer Story.

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Nailia Schwarz: Simple Things 2016 – Kleine Geschichten mit Erdnussmännchen

Gute Planung ist die halbe Story

Bevor Sie sich an die Umsetzung machen, beantworten Sie sich auch solche Fragen:

  • Wer ist meinen Zielgruppe? Wen spreche in mit welchen Mitteln an? Beispielsweise sind Senioren kaum mit einem Hip-Hopper zu begeistern.
  • Wo ist der Anfang, der Höhepunkt und das Ende der Geschichte?
  • Wer sind die Hauptfiguren der Geschichte? Oder hat die Story nur eine Hauptfigur?
  • Wie bringen Sie Spannung in Ihre Geschichte? Hat die Geschichte originelle Elemente?
  • Wird Text eingeblendet, oder gibt es einen Erzähler?
  • Welche Ereignisse lassen sich für die Story nutzen?
  • Was kann wegfallen, weil es für die Geschichte unnötig ist?
  • Und vor allem: Wie endet die Story? Gibt es ein Happy End, Bad End oder ein offenes Ende?

Aufbau und Gliederung

Machen Sie sich ein Konzept mit Aufbau und Gliederung Ihrer Story. Skizzieren Sie einen Handlungs- und Ablaufplan mit Orten und Figuren der Handlung, mit Kernaussagen und den Möglichkeiten zur Umsetzung. Wenn Sie beispielsweise einen Fotokalender zum Thema Reisen konzeptionieren, könnten Sie zum Beispiel das Foto eines Nummernschilds einsetzen, eines Auto, einer Reisetasche oder eines Bahnhof.

Denken Sie Ihre Geschichte wie ein Schriftsteller vom Ende her! Nicht der Anfang bestimmt das Geschehen, sondern der Schluss! Wie soll Ihr Schluss aussehen? Anschließend entwerfen Sie den Anfang Ihrer Geschichte. Er soll Neugier wecken, in das Grundgeschehen einführen und die Hauptpersonen vorstellen. Dazu müssen Sie nicht unbedingt eine chronologische Abfolge einhalten (wenn das auch zunächst sicher einfacher ist) – experimentieren Sie!

In welchen Sequenzen werden Sie Ihre Geschichte erzählen? Erstellen Sie ein Storyboard, indem Sie Ihre Story in zwölf Sequenzen unterteilen. Beschreiben Sie jede einzelne Sequenz: Nennen Sie Personen, Ort und Handlung. Falls nötig, können Sie Sequenzen auch mit mehreren Bildern auf einem Kalenderblatt ausstatten.Was muss dargestellt werden? Worauf können Sie verzichten?

Michaela-Kanthak_BaerentraeumeMichaela Kanthak: Bärenträume – Geschichten mit Herrn Nopf

Protagonisten

  • Führe ich mit einem Protagonisten durch die Geschichte oder mit mehreren? Welche Gefühle will ich wecken? Aus welcher Perspektive erzähle ich? Die Perspektive eines Kindes ist anders als die Perspektive eines Berufstätigen oder die Perspektive eines Studenten.
  • Was muss ich erzählen, damit das Publikum die Hauptfigur mag? Weche Eigenschaften braucht sie?
  • Wie führe ich neue Figuren ein, die für die Handlung wichtig sind?

Orte und Situationen

  • Welche Rolle spielt der Ort für meine Geschichte? Was muss das Publikum über den Handlungsort oder die Handlungsorte wissen?
  • Sind Ortswechsel nachvollziehbar?
  • Wann spielt die Geschichte? Gibt es nur einen Zeitstrang (z. B. die Gegenwart) oder mehrere (z. B. Geburt, Studienzeit, Rentenalter)?

Handlung

  • Sorgen Sie für einen Spannungsboden, indem Sie zum Beispiel einen Konflikt einarbeiten oder einen Wendepunkt (z. B. Umzug in eine fremde Stadt)?
  • Zeigen Sie eine Veränderung (vorher und nachher)?

Text

Texte können eine Bildergeschichte maßgeblich bereichern. Aber nur, wenn sie wirklich medienadäquat eingesetzt werden. Beschreiben Sie keinesfalls, was der Betrachter ohnehin auf den Bildern sieht! Nutzen Sie Texte für das, was bildlich nicht dargestellt werden kann. Klären Sie, welche Textsorten die richtigen sind für Ihre Geschichte: Sprechblasen, Bildunterschriften, direkte Bildbeschriftungen oder ganz andere?

Hinweis: Alle weiteren Artikel unserer CALVENDO-Kalendersommerreihe von 2013 finden Sie unter blog.calvendo.de/category/sommer.