Im Interview: KI-Künstler und Kalenderautor Peter Roder

In unserer neuen Interviewreihe wollen wir Autor*innen, die mit neuen KI-Techniken experimentiert und bereits Projekte mit KI-Bildern einreicht haben, zu Ihren Erfahrungen und Meinungen befragen. Den Anfang machen wir mit unserem langjährigen und erfolgreichen Autor Peter Roder.

Herr Roder, Sie nutzen seit kurzem künstliche Intelligenz (KI) zur Erstellung von Bildern. Wie sind Ihre bisherigen persönlichen Erfahrungen bei der Verwendung von KI-Software?

KI kann in vielen Bereichen, in unserem Fall bei der Fotogestaltung, unterstützen. Sie kann bei der Themenfindung und der Trendsuche helfen, aber die KI ist immer nur so gut wie die Person, die sie beherrscht. KI ist ein neues IT-Instrument, das hilfreich ist, wenn man es mit den nötigen Tools, Befehlen steuern kann und wenn man die weitere Bildbearbeitung beherrscht.

Welche Software und Tools nutzen Sie konkret und wie aufwändig war die Einarbeitung, bis veröffentlichungsreife Ergebnisse entstanden?

Die grobe Einarbeitung in die Programme ging relativ rasch, da ich schon lange Jahre mit IT arbeite, aber wie bei allen anderen Programmen auch endet das weitere Lernen der Software nie. Die erste Veröffentlichung meines Kalenders mit KI-Unterstützung hat etwa 10 Tage gedauert. Zu der Software kann ich nur sagen, dass es sicher projektabhängig oder auch personenabhängig ist, welche Software einem eher zusagt und welche man gleich besser handhaben kann. Hier kann ich keine Empfehlungen für eine bestimmte Software aussprechen.

Sie haben einen tollen Mäusekalender veröffentlicht. Wie viel Arbeitszeit musste in die Vorbereitung und ggf. Nachbearbeitung jedes einzelnen KI-Bildes gesteckt werden?

Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Jedes Bild hat unterschiedlich lange gedauert, bis es soweit war, dass es veröffentlicht werden konnte. Die Recherche nach den Motiven bzw. nach der Machbarkeit der Motive funktionierte unterschiedlich schnell. Hier kam es immer darauf an, die Prompts so zu erstellen, dass auch ein vernünftiges Ergebnis zustande kam. Aber natürlich bedurfte es auch einer sorgfältigen Nachbearbeitung. Wer möchte schon, dass ein Mäuschen 5 Beine hat oder der kleine Mäuseschwanz am Bauch festgewachsen ist.

Gibt es bestimmte Themenfelder und Motivwelten für die die aktuellen KI-Bildgeneratoren besonders gut geeignet sind? Was funktioniert aus Ihrer Sicht thematisch (noch) nicht?

Phantasiebilder, abstrakte Motive, die nicht der Wirklichkeit entsprechen müssen, funktionieren meiner Ansicht nach sehr gut. Hier werden der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Möchte man jedoch realistische, wirklichkeitsgetreue Bilder erzeugen, z.B. im Sport- oder auch Tierbereich, wird es schwieriger. Die von der KI vorgeschlagenen Motive oder auch Bilder sind oft fehlerhaft oder entsprechen nicht der Realität, so dass die Verwendung nur schwer möglich ist, da die Bildbearbeitung nicht alle Fehler korrigieren kann. Hier ist abzuwägen, ob der Aufwand das Ergebnis lohnt und ob nicht auf konventionale Art und Weise bestimmte Projekte besser fertig gestellt werden können.

Wo sehen Sie generell für Gestaltungsprofi und Hobbyisten die Vorteile, Bilder über KI entstehen zu lassen?

Der Phantasie und der Kreativität werden keine Grenzen gesetzt. Es macht Spaß Dinge auszuprobieren und der Entstehung von Bildern zuzusehen. Die Zeit vergeht wie im Flug. Es hat für mich im positiven Sinne „Suchtpotential“. Einmal damit angefangen, fällt das Aufhören schwer.

Welche Chancen oder Risiken ergeben sich kurz- und langfristig für Kreative durch diese neuen Möglichkeiten?

Als Chance sehe ich , dass bestimmte Motive oder Bilder, die fotografisch nicht darstellbar sind, erzeugt werden können. Wie eben schon gesagt, der Kreativität werden, im Rahmen der einzuhaltenden Gesetze und Gesetzgebung, keine Grenzen gesetzt. Risiken können sein, dass das eigene Können, z.B. das Fotografieren oder auch die normale digitale Arbeit in den Hintergrund gedrängt werden und eventuell verkümmern. Aber auch das, was ich eben als postive Suchtgefahr geschildert habe, kann natürlich genau so gut ins Negative umschwenken. Weiterhin kann die Arbeit mit KI-Software auch teuer werde. Wenn man intensiv damit arbeiten will, kommt man mit den Kostenlos-Angeboten nicht sehr weit.

Denken Sie, dass mit den neuen Möglichkeiten innovative Kunstformen und -stile entstehen werden, oder repliziert die KI eher Bestehendes?

Ich kann mir sehr gut vorstellen dass neue Kunstformen und -stile entstehen können. Aber ebenso gut kann ich mir vorstellen, dass das Interesse an bestehender Kunst und ihren verschiedenen Kunststilen, wie z.B. dem Impressionismus oder Expressionismus, weiter wächst und die Menschen sich mehr damit auseinander setzen. Und dadurch vielleicht auch ihre Liebe zur Kunst entdecken.

Werden Sie weiterhin Ihrer Leidenschaft für das Fotografieren nachgehen oder verlagert sich der Schwerpunkt Ihrer Arbeit jetzt in Richtung KI?

Nein, ich werde das Fotografieren sicher nicht aufgeben, denn es ist schon eine große Leidenschaft. Aber ich bin auch gern neugierig und offen für Neues. Die KI-Technik werde ich schon in meine Arbeit integrieren. Und so lange es mir Spaß macht damit zu arbeiten und ich tolle Ergebnisse erziele, werde ich sie auch als ein Instrument nutzen.

Sie haben über Jahre diverse Kalenderprojekte über CALVENDO veröffentlicht. Was reizt Sie an der Zusammenarbeit mit CALVENDO? Können Sie unseren Lesern etwas über Ihre Erfahrungen erzählen?

Ja, genau. Am 18.03.2013 habe ich meinen ersten Vertrag mit CALVENDO abgeschlossen. Wir können also bald auf eine 10 jährige Zusammenarbeit anstoßen.
An der Zusammenarbeit ist für mich besonders positiv, dass die Vermarktung über CALVENDO so reibungslos und effektiv abläuft. CALVENDO hat so viele Vertriebsmöglichkeiten geschaffen, die ich als Einzelperson nicht geschafft hätte. Auch gefällt mir, dass eben nicht nur Kalender sondern auch Poster, Leinwände und anderes vermarktet werden. Die Abrechnungen sind immer pünktlich und korrekt. Besonders freut es mich natürlich immer dann, wenn die Jury meine Kalender auszeichnet. Das erhöht meine Motivation weiter zu machen und noch besser zu werden.

Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Roder!

Zum kompletten Portfolio von Peter Roder bei CALVENDO

Zu einem weiteren Autoreninterview mit KI-Künstlerin Anja Frost