In unserer Reihe „CALVENDO-Kreative“ stellen wir unseren Lesern unter anderem Fotografen, Illustratoren, Künstler und Designer vor und fragen sie nach ihren „Geheimrezepten“ sowie ihren Tipps und Tricks.
Im heutigen Interview sprechen wir mit einer ebenso reise- wie afrikabegeisterten CALVENDO-Autorin: Frauke Scholz.
Frauke und Jörg Scholz (Copyright: Frauke Scholz)
Frau Scholz, Ihr Steckenpferd ist die Reisefotografie. Wie hat sich Ihre Leidenschaft für diesen Bereich entwickelt?
Mein Vater hat mich in jungen Jahren an die Fotografie herangeführt. Weiterhin besaß er sein eigenes Fotolabor für Schwarz-Weiß-Fotografie, in dem ich meine Aufnahmen selbst entwickeln konnte. Es war immer interessant, was bei den Fotos im Endeffekt heraus kam. Im Alter von zehn Jahren bekam ich zu Weihnachten meine erste eigene Kleinbildkamera, die sich mit meinen Qualitätsansprüchen schnell in eine Spiegelreflexkamera „wandelte“. Als dann die Digitalfotografie ins Leben gerufen wurde, war ich froh, endlich viel Geld einzusparen (für Filmmaterial, Entwicklung und Diarahmen) und auch mehr experimentieren zu können, wie zum Beispiel mit Langzeitbelichtungen.
Da ich zudem gerne reise und das sozusagen in jeder freien Minute, hat es sich ergeben, dass ich hauptsächlich im Urlaub fotografiere. Es ist immer wieder eine Herausforderung, das Motiv richtig in Szene zu setzen. Bei allen Aufnahmen ist es mir wichtig, einen schönen Blickwinkel zu erhaschen oder eine Einstellung zu wählen, die nicht jeder „sieht“.
Fotografieren Sie ein Motiv besonders gerne?
Eigentlich nehme ich fast alles auf, was mir vor die Linse kommt. Doch schöne Natur und einsame Landschaften haben einen besonderen Reiz. Sie können nicht nur im strahlenden Sonnenschein, sondern auch im Gegenlicht oder bei „schlechtem“ Wetter wunderbar wirken. Es ist auch interessant, bei Sonnenauf- und -untergängen Motive zu suchen, die besonders schön wirken.
Weiterhin fotografiere ich gerne alles, was bunt oder alt ist. An Mühlen und Leuchttürmen muss einfach angehalten werden. Zudem können aber auch Städtereisen interessant sein. Tiere müssen schon recht nah vor der Linse oder groß sein, damit sie mich interessieren. Die Geduld für das „Ansitzen“ habe ich nämlich überhaupt nicht.
Frauke Scholz: Färöer – Grüne Inseln im Nordatlantik
Sie haben bereits zahlreiche Länder bereist und sind dabei überwiegend in Europa, Afrika und Mittelamerika unterwegs gewesen. Können Sie uns ein wenig von diesen Reisen erzählen?
Am wohlsten fühlen wir uns in Ländern, wo es einsam ist und man „wild“ campen kann oder frei mit einem Wohnmobil stehen kann. Man hat das Gefühl von Freiheit und kann sich seinem Motiv in Ruhe widmen. Doch solche Plätze findet man heutzutage nur noch äußerst selten, was man bei der Flut an Wohnmobilen gut verstehen kann.
Unser Traum war es, ein eigenes Wohnmobil zu besitzen und so kam es, dass wir uns einen gebrauchten VW Bus kauften, ihn ausbauten und 1986 unsere fünf-wöchige Hochzeitsreise in die Türkei unternahmen. Dort gab es zahlreiche Sehenswürdigkeiten, wobei eine schöner war als die andere, und alle mussten in die „Kiste“. Selbst den Berg Ararat, der sich häufig „versteckt“, konnten wir bewundern.
Besonders gerne waren wir in Nordafrika unterwegs, obwohl es besser wäre, dort ein Allradfahrzeug zu besitzen. So wurden nicht nur die Wüsten, Oasen, Berge, Kasbahs und herrliche Landschaften fotografiert, sondern auch mal das Ausbuddeln des Autos aus dem Sand, was nicht immer ohne fremde Hilfe geschah. Unser eigentliches Ziel haben wir hier leider nicht erreicht, den Coloured Canyon in Ägypten.
Nicht immer reisen wir mit dem eigenen Auto, sondern unternehmen ab und an auch einmal eine Flugreise. So trieb es uns mehrfach in die Karibik und nach Mittelamerika. Das ist natürlich noch einmal eine ganz andere Welt, mit endlosen Stränden am türkisfarbenen Meer, von Palmen gesäumt oder einer herrlichen Unterwasserwelt. Man trifft auf faszinierende Oldtimer und alte Lokomotiven, auf Regenwald, Vulkane und Tiere, die es bei uns nicht gibt. So konnte selbst ich ein Faultier fotografieren.
In Europa sind vor allem die Mittelmeerinseln fotografisch sehr interessant, da es viele Buchten und Strände gibt, die anmuten, als wäre man in der Karibik. Diese Farben aufs Bild zu bannen, macht schon Spaß.
Unternehmen Sie gezielt Fotoreisen? Gehen Sie eher allein oder zu zweit auf Fototour?
Als unter Sohn noch mit uns verreiste, fotografierten wir beide. An manchen Wochenenden fuhr ich auch ab und zu alleine los und erstellte umfangreiche Städteaufnahmen. Zudem war ich einige Male dienstlich in Deutschland unterwegs, um Eisenbahnen aufzunehmen, die in Broschüren oder auf Plakaten u.a. zum Zwecke der Werbung genutzt wurden. Heutzutage sind wir zu zweit unterwegs. Neben dem Erstellen von Videos fotografiert mein Mann ebenfalls manchmal.
Einmal fuhren wir im Auftrag einer Bildagentur Ziele in Italien an. Doch waren es so viele, dass der Urlaub ein wenig in Stress ausarten sollte, zumal unser Navi defekt war. Das war aber eine Erfahrung wert. Beim nächsten Mal würden wir es anders angehen.
Welches Land hat Sie am meisten beeindruckt und warum? Gibt es dagegen auch einen Ort, den Sie nicht unbedingt ein zweites Mal besuchen würden?
Namibia und Island gehören zu unseren Favoriten. Sie zeugen von atemberaubender Natur, Einsamkeit und überaus freundlichen Menschen. Wunderschön sind in Afrika auch die wilden Tiere. Da macht das Fotografieren so richtig Spaß. Selbst wenn man mit mulmigen Gefühl inmitten einer Elefantenherd steht.
Mich beeindruckt wohl am meisten Afrika: Einmal Afrika – immer Afrika. Ein Traum ist es, einmal mit dem Wohnmobil ganz durch Afrika zu fahren. Doch dazu benötigt man viel Zeit und Geld.
Frauke Scholz: Faszination Namibia
Ein Land, in das ich kein zweites Mal fahren würde, gibt es nicht. Allerdings wäre mir derzeit zum Beispiel Algerien zu gefährlich.
Was uns damals schon passierte: Im Islam ist es bekanntlich verboten, Mensch oder Tier abzulichten. Das weiß man ja, wenn man sich vor dem Urlaub ausgiebig informiert. Aber was kann schon passieren, wenn man einen Menschenauflauf von hinten fotografiert? Eigentlich nichts, da die Leute ja ganz andere Interessen haben. Das sollte man meinen, aber wir wurden eines Besseren belehrt und so kam eine Hand von hinten auf die Schulter. Es war ein Polizist. Da hatten wir den Salat. In einem klapprigen VW Bus ging es auf die Polizeiwache. Im Auto drehte ich meinen Film unter meinem Rock zurück und legte einen neuen ein, was zum Glück niemand mitbekam. Ca. zwei Stunden hielt man uns gefangen, vorbei an den feuchten Zellen der Gefangenen. Wir kamen frei, weil wir beteuerten, kein Foto geschossen zu haben. Da hatten wir noch einmal Glück gehabt.
Auf Ihren Reisen haben Sie sicher noch viel mehr erlebt und wahrscheinlich auch viele Fotos geschossen, zu denen es eine eigene Geschichte gibt. Mögen Sie uns mehr erzählen?
Aber ja, da gibt es sehr viel zu erzählen. Hier nur einige kleine Geschichten:
So passierte es morgens am Strand auf Korsika, dass ein Esel zum Wecken in das geöffnete Fenster des Wohnmobils schaute. Er war so an uns interessiert, dass er später beim Abwaschen in die Schiebetür guckte und offensichtlich mithelfen wollte.
Copyright: Frauke Scholz, Andreas Scholz
Eine unangenehme Überraschung gab es nach Aufnahmen an Bahngleisen in Ettlingen, wo ich mit Stativ in der Dämmerung eine fahrende Eisenbahn aufnahm. Am nächsten Tag erfuhr ich, dass der Lokführer entsetzt war, weil er dachte, es würde sich jemand das Leben nehmen wollen.
Mehrfach standen wir mit Zelt oder Wohnmobil inmitten von Kuhherden. Im Zelt war das schon unheimlich. Man weiß ja nie, was in einem Tier so vorgeht.
Als ich auf Korsika wild herumlaufende Schweine fotografieren wollte, kamen sie auf mich zu gelaufen und wollten mich beißen. Da nahm ich aber ganz schnell die Beine unter den Arm und riss aus. Die Tiere begnügten sich dann mit unserer Stoßstange vom Auto.
Copyright: Frauke Scholz, Andreas Scholz
Und mit welcher Ausstattung sind Sie meistens unterwegs?
Seit langem habe ich mich auf Nikon festgelegt. Meist nehme ich meine Nikon D800 und das Nikon Zoom 28–300 mit. Ab und zu jedoch zusätzlich ein 60er Makro und zum Spaß ein 16er Fischauge.
Wo holen Sie sich Tipps zur Fotografie?
In unserem Regal stehen einige Bücher zur Fotografie und sonst gibt es das schlaue Internet, das ich nach Bedarf befrage.
Bei CALVENDO haben Sie inzwischen gut 50 Kalenderprojekte veröffentlicht. Wie zufrieden sind Sie mit Ihren bisherigen Verkäufen? Haben Sie einen Bestseller?
Es war schon eine Überraschung, die Anzahl der verkauften Kalender zu sehen. Und viel Arbeit beim Erstellen steckt nicht dahinter, da ich Tausende bearbeitete Fotos vorliegen habe.
Mir gefällt „Landschaften Namibias“ im Querformat am besten. Häufiger verkauft hingegen wurde „Südafrika“.
Frauke Scholz: Landschaften Namibias und Südafrika
Können Sie uns etwas über Ihre Erfahrungen mit CALVENDO erzählen? Wo sehen Sie die Vorteile von CALVENDO? Was ist Ihrer Meinung nach verbesserungswürdig?
Vorteile sehe ich darin, dass ein Kalender binnen kürzester Zeit fertig erstellt ist, alle eine ISBN bekommen und schnell angepriesen werden. Zudem ist der Support seitens Calvendo absolut schnell und kompetent.
Weniger gefällt mir, dass die Kalenderblätter recht dünn sind, wenn man dagegen den doch recht hohen Preis für ein Exemplar betrachtet. Weiterhin empfinde ich das Honorar pro Kalender zu gering.
CALVENDO ist ein Verlag für Self Publisher, das heißt, dass sich jeder Autor hauptsächlich selbst um die Vermarktung seiner Werke kümmert. Wie gehen Sie dabei vor? Welche Kanäle nutzen Sie für Ihr Marketing?
In einer Tageszeitung wurde ein Artikel veröffentlicht. Zudem bin ich an einen Buchhandel in unserer Stadt herangetreten, was aber leider beides nicht gefruchtet hat.
Auf meiner Homepage www.fotografie-hobby.de verweise ich auf Calvendo und in meinen E-Mails unter anderem auf meine Kalender.
Unsere letzte Frage: Was haben Sie sich für dieses Jahr noch vorgenommen? Steht wieder eine größere Reise auf dem Programm?
Die nächste Reise wird uns nach Irland führen. In absehbarer Zeit wollen wir mit einem Allradcamper durch Namibia, Botswana und zu den Viktoriafällen, doch die Unterkünfte müssen mindestens ein Jahr im Voraus gebucht werden.
Wir wünschen Ihnen eine gute Reise und sind auf Ihre weiteren Kalenderprojekte gespannt!
Frauke Scholz: Island – Land aus Feuer und Eis
Adressen im Netz:
Website: www.fotografie-hobby.de
Arco Digital Images: https://www.arco-images.de/thumbnails.php?pid=22
CALVENDO-Produktgalerie: https://www.calvendo.de/galerie/autor/frauke-scholz/