Ein Stück Afrika

Ein Interview mit Wibke Woyke

Südafrika, Namibia, Botswana und Sambia – die Redakteurin und Autorin Wibke Woyke hat zahlreiche afrikanische Länder bereist und kehrte immer mit Tausenden von Aufnahmen zurück. Wir freuen uns, Ihnen heute auf diesem Wege ein Stück Afrika zu zeigen.

Wibke Woyke
Wibke Woyke (Foto: privat)

Frau Woyke, Ihre Liebe zu dem afrikanischen Kontinent spiegelt sich in Ihren CALVENDO-Kalendern besonders wider. Was reizt Sie an diesem Thema?

Als ich klein war, hat mir mein Opa auf einem Globus oft die verschiedenen afrikanischen Länder gezeigt. Für mich als Kind damals unvorstellbar, so weit reisen zu können. Und als ich dann viele Jahre später tatsächlich erstmals selbst nach Afrika flog, war ich sofort fasziniert. Ganz weit entfernt am Horizont im Tsavo-East-Nationalpark in Kenia habe ich die ersten wilden Tiere gesehen – Giraffen. Schon in diesem Moment war klar: Bei der einen Reise nach Afrika wird es nicht bleiben. Die Tierwelt vor Ort ist einzigartig – und schützenswert.
Ich habe die Motivation und ein Fünkchen Hoffnung, dass durch meine Kalendermotive mehr Menschen sensibilisiert werden für die Schönheit der Natur und dafür, dass an vielen Stellen Hilfe nötig ist. Denn Umweltzerstörung und Wilderei bedrohen Tiere wie Nashörner und Elefanten. Eine fürchterliche Vorstellung, dass es manche Arten in ein bis zwei Jahrzehnten vielleicht gar nicht mehr geben könnte. Das Leben in Afrika – natürlich auch das der Menschen, die vielfach in Armut leben und Unterstützung brauchen – hat mehr Aufmerksamkeit in aller Welt verdient. Alles in allem ein sehr liebenswerter Kontinent!

Und selbstverständlich sollen die Kalender einfach Freude bereiten – denen, die eine solch weite Reise vielleicht nicht selber antreten wollen, und ebenso denjenigen, die schon einmal in Afrika waren und die beim Betrachten meiner Motive in Erinnerungen schwelgen.

Welche afrikanischen Länder haben Sie schon bereist? Wohin reisen Sie am liebsten und warum?

Ich war bereits im östlichen Afrika unterwegs, in den vergangenen Jahren zog es mich dann aber mehr und mehr in den Süden des Kontinents: Südafrika, Namibia, Botswana und Sambia. Keins der Länder ist wie das andere und jedes hat für sich genommen seine Besonderheiten. Südafrika bietet ein so gutes Straßennetz, dass es recht einfach ist, von A nach B zu kommen. Und auch wenn der Kruger Nationalpark ziemlich stark von Touristen frequentiert wird: Wer sich etwas Mühe gibt, findet auf jeden Fall Gegenden, in denen es ruhiger zugeht – und die Artenvielfalt ist beeindruckend. Für all die, die möglichst wenig andere Urlauber treffen wollen, bietet Südafrika diverse Alternativen – in diesem Jahr war ich beispielsweise im Mapungubwe Nationalpark. Traumhaft einsam! Denn außer meinem Lebenspartner und mir war quasi kein anderer Reisender vor Ort.

Namibia ist komplett anders. Besonders die Namib mit den riesigen Sanddünen ist so unglaublich – kaum zu beschreiben. Wer dort früh morgens miterlebt, wie die Sonne aufgeht, wird das nie wieder vergessen.

suedafrikaWibke Woyke: Südafrika

Namibia und Südafrika werden aber in der Fülle der Tierwelt und der Schönheit der Landschaft noch geschlagen durch Botswana und Sambia. Die beiden Länder stehen ganz weit oben in meiner Beliebtheitsskala. In Sambia allein am Ufer des Luangwa Rivers zu stehen und zuzuschauen, wie die Hippos baden – das sind Momente, die wirklich Gänsehaut erzeugen. Und ganz ehrlich: Jedes Mal, wenn der letzte Abend einer Reise gekommen ist und der Rückflug nach Deutschland ansteht, wird mindestens eine Träne verdrückt. Es ist schwierig, diese unbeschreibliche Tierwelt und Natur hinter sich zu lassen – und dieses Licht. Das haben alle von mir bereisten Länder nämlich bisher gemeinsam gehabt: ein Licht am Morgen und am Abend, das es in dieser Weise so hier bei uns nicht gibt und das einfach glücklich macht.

Unternehmen Sie gezielt Fotoreisen?

Organisierte Fotoreisen in einer Gruppe unternehme ich nicht. Ich bin mit meinem Partner nur zu zweit als Selbstfahrer unterwegs, wenn’s geht mit einem 4×4-Fahrzeug mit Dachzelt – in dem man übrigens großartig schläft. Ich denke, in eine Reisegruppe könnten wir uns nicht mehr einordnen, denn irgendwie müssen dort immer Kompromisse mit den Mitfahrern gefunden werden. Der eine will an einem Ort stehenbleiben, der andere muss auf die Toilette, der dritte vermisst eine warme Dusche.
Nein, das muss ich nicht mehr haben. Und ich denke, andere halten es mit uns in einer Gruppe auch nicht mehr aus. Drei Stunden am Stück bei einem Löwenrudel stehen oder an einem Wasserloch, in dem Elefanten baden – das ist für mich der perfekte Tag, aber wird in einer Gruppe vielleicht doch etwas schwieriger.

Mit welcher Ausrüstung sind Sie am liebsten unterwegs?

Meine erste Digitalkamera war eine Canon und bei der Marke bin ich geblieben, denn ich bin zufrieden. Mein Handgepäck im Flieger besteht heute nur noch aus Fotoausrüstung, weil ja doch das ein oder andere Teil zusammenkommt. Neben einer Canon EOS 5D Mark II habe ich zwei Objektive an Bord (das Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6 L IS USM und Canon EF 24-105mm 1:4,0 L IS USM), dazu eine mobile Festplatte, auf der ich jeden Abend die Fotos sichere. Dazu kommen diverse Filter, ein Stativ und viel Kleinkram.

elefantenWibke Woyke: Afrikas tierische Duos

Auf Ihren Reisen haben Sie bestimmt schon viel erlebt. Erzählen Sie uns Ihr lustigstes/aufregendstes Erlebnis.

Da gibt es viele Episoden, aber das Aufregendste ist sicher in Botswana passiert. Obwohl mein Partner und ich recht geübte Fahrer sind, sind wir auf einer Reise zweimal im Tiefsand steckengeblieben. Zunächst konnten wir uns noch selbst befreien – auch wenn die Kupplung dabei eine kleine Macke mitbekommen hat…   Das zweite Feststecken geschah dann in einem sehr abgelegenen Teil des Landes. Der Sand war so tief, dass der Wagen mit seinem Boden tatsächlich komplett auflag. Andere Reisende kamen nicht vorbei, Handy-Empfang gab es nicht – also haben wir mit einem kleinen Klappspaten angefangen, den Wagen auszugraben. Das Ganze in brütender Hitze und mit der Aussicht, dass das Unterfangen wohl scheitern wird, denn ständig rutschte wieder Sand nach.
Immerhin: Genug Wasser hatten wir dabei, ebenso unser Dachzelt auf dem Auto, also hätten wir es zur Not ein paar Tage dort aushalten können. Zu Fuß Hilfe zu holen, das ging nämlich aufgrund der wilden Tiere nicht und der nächste Punkt mit Zivilisation war noch 16 Kilometer entfernt.

Irgendwann sahen wir am Horizont eine Staubwolke. Wir dachten erst, da läuft eine Tierherde. Doch dann kam etwas näher – ein großer Militärtruck! Drei gut gelaunte Soldaten sprangen heraus. Sie waren zufällig in der Gegend und boten Hilfe an. Ein Glücksfall.
Mit dem Truck zogen sie den Wagen dann tatsächlich heraus und wir konnten weiter. Allerdings wurde die Strecke nicht besser, wir blieben noch drei Mal stecken und stets holte uns der Truck dankenswerter Weise wieder raus …
Diese Hilfsbereitschaft haben wir übrigens auf allen unseren Reisen erfahren. Wir waren immer willkommen und die Menschen in Afrika sind überaus freundlich.

rhinosWibke Woyke: Rhinos – Afrikas bedrohte Kolosse

Können Sie uns ein bisschen was zu Ihrem Werdegang erzählen?

Ich wollte eigentlich Lehrerin werden und habe Germanistik und Geographie studiert. Nach dem Studium habe ich dann quasi als Zwischenjob erstmal bei einer Lokalzeitung eine freie Mitarbeit begonnen. Und dann ergab sich sehr spontan, dass ich bei eben jener Zeitung ein zweijähriges Volontariat beginnen konnte – da habe ich zugeschlagen, denn die Arbeit im Journalismus machte mir auf Anhieb Spaß. Nun bin ich bereits seit 14 Jahren als Redakteurin tätig, immer mit Block, Stift und Kamera unterwegs bei Terminen. Elefanten gibt es da allerdings keine!

Privat habe ich dann intensiver mit dem Fotografieren begonnen, als ich 2005 die erste Digitalkamera kaufte. Auch wenn so mancher den alten Analog-Zeiten nachtrauert – ich bin froh über die technische Entwicklung, denn die Digital-Fotografie erlaubt es mir viel leichter, mit Blende und Belichtungszeit etwas Neues auszuprobieren, ohne danach immer gleich zum Entwickeln des Films in einen Fotoladen laufen zu müssen.

Wann haben Sie Ihr erstes Projekt bei CALVENDO veröffentlicht?

Anfang 2013 hörte ich erstmals von Calvendo und war von der Idee sofort begeistert. Im März des Jahres machte ich mich dann an mein erstes Projekt: Eine Reise durch Botswana. Dass es auf Anhieb angenommen wurde, hat mich riesig gefreut und ungemein motiviert, weitere Projekte in Angriff zu nehmen. Bisher habe ich 31 verschiedene Kalender veröffentlicht, drei davon englischsprachig. Manche beschäftigen sich speziell mit einem Land, andere bieten einen Überblick über afrikanische Landschaften, wieder andere widmen sich Tieren wie Zebras, Elefanten und Löwen.

Welches ist Ihr persönlicher Liebling?

Meine persönlichen Favoriten sind „Hippos – Afrikas Kolosse“ sowie „Die Schönheit Namibias“ und „Afrikas Süden“. Besonders freut es mich auch, dass ich in diesem Jahr einen Kalender über Nashörner zusammenstellen konnte, da es sich um eine überaus bedrohte Spezies handelt.

afrikaWibke Woyke: Hippos – Afrikas Kolosse, Die Schönheit Namibias und Afrikas Süden – Kontrastreiche Landschaften

Wenn Sie CALVENDO zum Beispiel einer Person aus Ihrem Familien- oder Freundeskreis erklären müssten, was würden Sie sagen?

Eine unkomplizierte Möglichkeit, gute Fotos als Kalender zu publizieren – zumal es Calvendo ermöglicht, die fertigen Werke auch über große Internethändler anzubieten. Ich mag zwar den Buchhandel vor Ort sehr (Stichwort: Buy Local), aber viele Kunden suchen und kaufen heutzutage eben online. Da ist die Zusammenarbeit mit Calvendo eine tolle Sache, denn als Einzelkünstler ist es wohl schwer, seine Werke bei den Branchenriesen zu platzieren.

Erstellen Sie Ihre Projekte mit einem Layoutprogramm (z.B. InDesign, QuarkXPress) oder mit dem Calvendo-Publisher?

Ich habe von Beginn an den Calvendo-Publisher genutzt und bin bis heute dabei geblieben. Die Bedienung ist leicht und intuitiv, finde ich. Auch Neueinsteiger werden damit sehr gut zurechtkommen. Allerdings würde ich mir zukünftig eine größere Auswahl an Kalendarien und Schriften wünschen.

Wo sehen Sie die Herausforderungen bei der Kalender-Erstellung? Ist es für Fotografen und Kreative einfach „Kalender zu machen“?

Wer Lust hat, einen Kalender zu erstellen, sollte sich einfach trauen. Allerdings ist das Gestalten nicht mal eben eine Fünf-Minuten-Sache. Die Auswahl der Motive will gut durchdacht sein – insbesondere des Titelfotos. Da habe ich schon öfters wieder Ideen verworfen und mich letztlich für andere Bilder entschieden als anfangs gedacht. Und auch das Texten für die Kalenderbeschreibung muss sorgsam umgesetzt werden, damit der potenzielle Käufer zum Kaufen angeregt wird. Aber das Ganze macht unheimlich Spaß!

Wie gehen Sie bei der Themenrecherche vor?

Die Ideen für meine eigenen Kalender hatte ich bislang eigentlich recht schnell. Denn als ich bei Calvendo begann, hatte ich sofort Bilder meiner bisherigen Reisen vor Augen, von denen ich dachte: „Die würden thematisch gut zusammenpassen.“ Im Tier- und Reisebereich gibt es schon sehr gute Kalender, wie man im Portfolio der großen Buchhändler sieht – davon habe ich mich aber nicht abschrecken lassen. Ich habe mich einfach bemüht, meine Motive so auszuwählen, dass ich dachte: „Das könnte Afrika-Fans gefallen.“ Und das hat im ersten Verkaufsjahr auch besser geklappt, als ich dachte.

blackwhiteWibke Woyke: Elefanten – Black & White

Wo verkaufen Sie Ihre Fotos noch?

Fertige Kalender verkaufe ich nur in Zusammenarbeit mit Calvendo. Meine Reisemotive biete ich zudem bei diversen Bildagenturen wie beispielsweise Alamy oder Zoonar an. Dort haben sich schon diverse Kunden für meine Aufnahmen entschieden, sei es für Zeitungen oder Zeitschriften oder aber für Marketing-Projekte.
Wer sich Motive von mir groß an die Wand hängen möchte, findet sie als Leinwand und Poster auch bei Fineartprint und Posterlounge.

Nehmen Sie auch an Wettbewerben teil?

Bisher nicht, da mir die Teilnahmebedingungen nicht zusagen (Rechteabgabe….)

Was haben Sie sich für die nächsten Monate vorgenommen?

Nochmal nach Afrika reisen! Es gibt einige Tiere, die ich noch nie vor der Kamera hatte – beispielsweise eine braune Hyäne oder einen Honigdachs. Die würden klasse Motive abgeben – vielleicht habe ich Glück und sie halten dann vor der Kamera auch still!

Liebe Frau Woyke, wir danken Ihnen sehr herzlich für dieses Interview und wünschen Ihnen noch viele schöne und inspirierende Reisen nach Afrika.

Hier erfahren Sie mehr über Wibke Woyke:

Website: www.afrika-wildlife.de

Wibke Woyke bei CALVENDO: https://www.calvendo.de/galerie/autor/wiw/

Wenn auch Sie sich angesprochen fühlen und Ihre Arbeit, Ihre Motivation, Ihre Philosophie sowie Ihre Person vorstellen möchten, dann senden Sie einfach eine Nachricht an marketing@calvendo.com. Wir kommen dann gerne auf Sie zu!

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert