Bilder sprechen lernen – ein Interview mit Harald Fischer

An Ideen mangelt es CALVENDO-Autor Harald Fischer nicht. Hat er ein passendes Foto gefunden, investiert er gerne auch mal mehrere Tage in die Bearbeitung einer Vorlage um die Kernbotschaft heraus zu arbeiten. So werden Bilder zu Werken, die Geschichten erzählen. In unserem Interview erfahren Sie mehr über den Grafiker, Autor und Fotografen Harald Fischer.

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Harald Fischer

Herr Fischer, Sie sind Grafiker, Autor und Fotograf. Können Sie uns etwas mehr über Ihren Werdegang erzählen?

Die Ausbildung in visueller Kommunikation förderte meine Kreativität, Ideenvielfalt, solide handwerkliche Fähigkeiten und die souveräne Beherrschung der wesentlichen Tools und vermittelte Kenntnisse in der Farbenlehre; also Dinge, die in meiner jetzigen Arbeit als Bildgestalter hilfreich einfließen. In meinem zweiten Beruf als Goldschmied lernte ich den Ideen Form zu geben.

Als Autor veröffentlichte ich einen Lyrikband „Turmspringen“, mit dem ich in jungen Jahren Lesungen bestritt. Der Band ist vergriffen und wurde nicht wieder aufgelegt. Neueren Datums ist ein bebildeter Reiseführer über Thailand „Heiraten und Leben in Thailand“, der sich allerdings nur schleppend verkauft.

Ich bin Hobbyfotograf, lernte den Umgang mit Mittelformat- und Kleinbildkameras als Helfer/Mitarbeiter in einem Fotostudio und damit begann mein Interesse an der Fotokunst, die mich seither nicht mehr losließ.

Welches sind Ihre Themenschwerpunkte? Was reizt Sie an diesen Themen besonders?

Ich lege mich bei Themen nicht fest. Eher finde ich Anstöße bei aktuellen politischen, soziologischen oder zwischenmenschlichen Sachverhalten. Wichtig ist mir bei allem, was ich aufgreife, neben dem Bildhaften möglichst auch Hintergründiges zu vermitteln. Manchmal erzähle ich so mit Bildern kleine Geschichten, bewegende, humoristische oder auch mahnende.

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Harald Fischer: Traum, Herz und Fantasie – 13 Meisterwerke digitaler Fotokunst


Was sind Ihre Lieblingsmotive? Welche Motive / Elemente verbinden Sie in Ihren Werken am liebsten?

Auch ein Lieblingsmotiv habe ich keines, dazu ist die Vielfalt und Schönheit dieser Welt zu groß. Was mich besonders anzieht, sind alte Dinge, die Spuren der Benutzung tragen. Oder Gesichter, die durch die Zeichen des Alterns ihre ganz eigenen Geschichten erzählen. Auch Gegensätze von alten und neuen Dingen interessieren mich.
Habe ich ein Foto, dann liegt mir daran, es weiter digital zu bearbeiten, um näher an den Kern meiner gedachten Aussage zu gelangen. Dieser Prozess, der zuweilen Tage dauert, weil ich oft auch mehrere Fotos in Layern verarbeite und einen Mix von Techniken anwende, ist mir sehr wichtig und eine gute Möglichkeit, das Bild meine ganz eigene Sprache sprechen zu lassen. Die immer noch zu findende Meinung, dass digitale Fotobearbeitung lediglich qualitativ unzulängliche Fotos kaschiere, ist mir fremd und nicht Teil meiner Arbeit.

Wie würden Sie Ihre persönliche Handschrift beschreiben? Welcher Linie folgen Sie?

Eine nicht einfach zu beantwortende Frage. Ich kann nur sagen sie folgt keiner Strömung, ist eigenwillig und eigenartig, experimentell, auch vieldeutig und sie versucht immer mit dem Betrachter zu kommunizieren und ihn einzuladen, sich tiefer mit der Arbeit auseinanderzusetzen. In den Kommentaren zu meinen Werken kann ich erkennen, dass dieser Versuch auch oft gelingt. Ob ich damit einer „Linie“ folge, kann ich nicht sagen, ganz sicher bleibe ich mir selbst damit treu.

Harald-Fischer_Mein-Haus-ist-meine-Burg_Juli_September Harald Fischer: Mein Haus ist meine Burg

Welche Ausstattung / Werkzeuge sind wesentlicher Bestandteil Ihrer Arbeit?

Zwei Kameras begleiten mich bei meiner Arbeit (Nikon) und der Rechner auf meinem Schreibtisch, sowie die Software Photoshop und weitere Bildbearbeitungstools. Manchmal arbeite ich auch mit Fotos von Freunden oder mit lizenzfreien Vorlagen als Bildbestandteil.

Welches sind Ihre Vorbilder? Wo holen Sie sich Ideen und Inspiration?

Alte Meister schätze ich, ohne sie als meine Vorbilder zu sehen. Ideen drängen sich sichtlich auf, geht man offenen Auges durch die Welt. Inspirieren lasse ich mich öfter von Schriftstellern und Poeten. Gerade arbeite ich an einem Rilke-Zyklus, der als Calvendo-Kalender veröffentlicht werden soll. Dabei setze ich 12 Rilke-Gedichte bildhaft um, was eine echte Herausforderung ist und – so scheint mir – ein wertvoller Begleiter für Liebhaber der Poesie werden könnte.

Harald-Fischer_Mein-Haus-ist-meine-Burg_cover_JanuarHarald Fischer: Mein Haus ist meine Burg

In Ihrem CALVENDO-Kalender „Mein Haus ist meine Burg“ beleuchten Sie dieses Sprichwort aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Können Sie unseren Lesern etwas mehr über dieses Kalenderprojekt erzählen?

„Mein Haus ist meine Burg“ ist ein Sprichwort und zugleich ein Klischee. Man sollte Klischees vermeiden, aber sie können auch wichtiger Ausdruck für Weitsichtigkeit sein. Das Sprichwort steht für das Zuhause, obwohl ein Haus noch kein Zuhause ist. Zuhause ist dort, woran das Herz hängt, dort, wo man sich am wohlsten fühlt. Ein Ort, in den man sich zurückziehen kann (Schneckenhaus), ein Hort der Sicherheit. Dieses Zuhause kann sehr unterschiedlich sein (Schloss, Leuchtturm, Hütte, Vogelhaus), komfortabel oder einfach. Manchmal macht man die wichtigsten und wertvollsten Erfahrungen in einer einfachen Hütte.
In jedem Fall glaube ich denen, die sagen, sie seien froh, am Ende des Tages nach Hause gehen zu können; wie auch immer dieser Ort beschaffen und wo auch immer er sein mag. Diese Gedanken zum Sprichwort waren Grundlage der im Kalender enthaltenen Bilder.

Harald-Fischer_Frida-Kahlo Harald Fischer: Frida Kahlo – in memory of a great artist

Und was hat Sie zu dem Projekt „Frida Kahlo – in memory of a great artist “ inspiriert?

Ich hege Sympathie für Menschen, die trotz widriger Umstände eigene Wege gehen und sich selbst in grundlegenden Dingen treu bleiben. Zu diesen starken Persönlichkeiten gehörte zweifelsohne Frida Kahlo.
Ihre Kunst – Ausdruck ihrer seelischen und körperlichen Qualen – beeindruckte mich dazu nachhaltig. Kahlo war eine schillernde Person, ihr bewegtes Leben, bestimmt durch ihre Krankheit und Leiden, ihre Ehe mit Diego Rivera und ihre Affären, trugen zu ihrem Mythos bei. All diese Facetten versuchte ich in meinem Kahlo-Zyklus sichtbar werden zu lassen. Es war nicht möglich, meine Eindrücke in einem einzigen Portrait zum Ausdruck zu bringen.

Welches sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen in Ihrem kreativen Bereich?

Die digitale Bildbearbeitung bietet zahlreiche Werkzeuge zur Einflussnahme auf Fotovorlagen. Sich hier zu beschränken auf ein paar wenige, wesentliche Werkzeuge und damit saubere, qualitative Arbeit zu leisten, sehe ich als Herausforderung.

Welche Kanäle und Möglichkeiten nutzen Sie, um auf Ihre Werke aufmerksam zu machen?

Viel zu wenige, so sagt man mir. Bislang beschränke ich mich auf Veröffentlichungen einzelner Werke (Bilder) auf gängigen Plattformen und Bildagenturen. Mit Bewerben von Kalendern fällt es mir eher schwer. Hier muss ich mich mehr kümmern um verkaufsfördernde Wege zu finden. Ich arbeite mit viel mehr Freude an einem Bild als an Promotion.

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Harald Fischer: KUBA – Sonne, Salsa und Sozialismus

Warum haben Sie auch Kalender als Veröffentlichungsart für Ihre Fotos gewählt? Was gefällt Ihnen an dieser Möglichkeit des Publizierens am meisten?

Kalender bieten die Möglichkeiten ganze Projekte zu zeigen, thematisch zusammenhängende Serien; das gefällt mir. Allerdings schmerzt die verschwindend geringe Provision schon sehr. So bleibt das „Kalendern“ letzten Endes ansehnliche Werbung.

Was gefällt Ihnen an Calvendo? Was ist Ihrer Meinung nach verbesserungswürdig?

Mir gefällt die relativ einfache Einstellung eines Projektes, die Software funktioniert, die Präsentation ist ansehnlich gestaltet. Die Machart der Kalendarien schränken etwas ein. Das Erstellen eines PDF funktioniert meist nicht. Insgesamt bin ich jedoch mit dem Ablauf und dem Auftritt zufrieden.

Verraten Sie uns vielleicht noch, woran Sie gerade arbeiten? Worauf können sich Ihre Fans freuen?

Wie bereits erwähnt, arbeite ich an einem m.E. ganz besonderen Projekt mit dem Namen „Rilke – Poesie in Bildern“. Hier habe ich damit begonnen, 12 ausgewählte Rilke-Gedichte bildhaft werden zu lassen. Eine starke Herausforderung, wie ich sehen musste, aber eine Arbeit, die mir sehr viel Freude bereitet. Ich denke, dass es ein Kleinod für Freunde der Literatur und Poesie werden könnte. Dabei ist mir bewusst, dass dieser Kreis klein ist und die Verkaufszahlen bescheiden sein werden. Der Kunst hingegen ist das egal 🙂

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Harald Fischer: Rilke – Poesie in Bildern (unveröffentlicht)

Weiterführende Informationen:

Artflakes: https://www.artflakes.com/de/shop/harry-fotoartistik

Facebook: https://www.facebook.com/harry.fischer.3551

CALVENDO-Galerie: https://www.calvendo.de/galerie/autor/harald-fischer-fotoartistik

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