Interview mit Boris Hoppek

Boris Hoppek

Seine C‘mons-Puppen kennt wohl jeder von uns aus der Fernsehwerbung für den Opel Corsa. Dass Boris Hoppek eigentlich aber für seine Graffiti und Straßenkunst bekannt ist und auch fotografiert, wissen vielleicht nur Kunstinteressierte. Für CALVENDO hat der 41-jährige Graffitikünstler aus Siegen, der seit längerem in Barcelona lebt, Bilder aus seinem Magazin Lavagina, einer Soft-Porno-Parodie, zusammengestellt. In seinem Kalender „As Soon As Possible 2013“ tragen nackte Frauen Klorollen vor dem Kopf oder C‘mon-Kartons darüber. Was das dem Betrachter sagen soll, haben wir Boris Hoppek direkt gefragt. Trotz seines strammen Zeitplans – die meiste Zeit ist er unterwegs – hat er sich etwas Zeit für uns genommen. Vielen Dank dafür!

CALVENDO: Künstler lassen sich ungern in eine Schublade stecken. In wie viele und welche Schubladen würden Sie sich stecken?
Hoppek: In die eine Schublade mit den Künstlern, die sich ungern in eine Schublade stecken lassen.

CALVENDO: Seit wann sind Sie als Künstler tätig?
Hoppek: Ich bin ein Kind von Hippie-Eltern und ich habe nie Künstler sein wollen. Es war einfach so. Ich würde sage: Ich bin Künstler, seit ich laufen kann.

CALVENDO: Wann kommt die Kamera in Ihrer Tätigkeit als Künstler zum Einsatz? Und wie viel Zeit nimmt die Fotografie dabei in Anspruch?
Hoppek: Am Anfang habe ich viele Experimente mit analoger Fotografie gemacht. Mit technischen Effekten. Später habe ich die Kamera für Dokumentationszwecke genutzt: Bilder, Graffiti und Installationen. Fotografie nimmt viel Zeit in Anspruch. Daher war ich recht glücklich über das Entstehen der digitalen Fotografie.

CALVENDO: Wie entstand die Idee mit den C’mons? Und wie kamen Sie zur und in die Opel Corsa-Werbung?
Hoppek: Stoffskulpturen mache ich seit zehn Jahren. Die Werbeagentur hat die Bimbos in einem Buch von mir gesehen und daraufhin die Kampagne entworfen.

CALVENDO: Was hat Sie dazu bewegt die C’mons in die Softporno-Parodie Lavagina zu integrieren?
Hoppek: Das war irgendwie logisch. Die Bimbos gibt es schon wesentlich länger und haben auch viel mit Sexualität zu tun. Allerdings ist das nicht so einfach.

 

Boris Hoppek – As Soon As Possible

 

CALVENDO: Was möchten Sie mit Ihrem aktuellen Kalender „As Soon As Possible 2013“ zum Ausdruck bringen? Hat der Titel eine Bedeutung im übertragenen Sinne?
Hoppek: Ja. Mit Sex freizügiger umzugehen. Der Titel hat etwas mit Zeit zu tun, allerdings in mehrdeutiger Hinsicht. Für manche bedeutet „asap“ schnell, für mich wann immer. Die bisherigen Titel lauteten “every second counts”…2011 und “waste of time”…2012.

CALVENDO: Als Frau findet man es weniger schön, mit einer Maske über dem Gesicht, in einen Karton gelegt zu werden. Was wollen Sie dem Betrachter damit sagen?
Hoppek: Ich rede ungerne über meine Arbeit. Wenn ich Bilder erkläre, dann nehme ich ihnen die Möglichkeit mehrerer Interpretationsmöglichkeiten. Zum Beispiel will ich damit sagen, dass es weniger schön ist, mit einer Maske über dem Gesicht in einem Karton zu liegen. Oder aber auch, dass es irgendwie interessant, aufregend oder erregend ist, mit einer Maske in einem Karton zu liegen. Theoretisch könnte es auch ein Sarg sein. Es gibt Schlimmeres. Ich würde mich jedenfalls nicht beschweren.

CALVENDO: Ist es für Sie wichtig, wie viele Kalender verkauft werden?
Hoppek: Natürlich, das wäre ein nettes und ehrliches Kompliment. Geld mit Print zu machen, ist nicht realistisch und daher nicht wirklich wichtig.

CALVENDO: Was tun Sie selbst, um Ihre bei Calvendo erstellten Kalender zu vermarkten?
Hoppek: Vermarktung gehört nicht zu meinen Stärken. Es gibt Künstler, die mehr an der Werbung und Selbstvermarktung arbeiten als an der Kunst. Ich gehöre nicht dazu.

CALVENDO: Haben Sie noch weitere Kalenderprojekte auf CALVENDO geplant?  Hoppek: Ja, sobald ich Zeit dafür habe.

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