Fünf Fragen an Kai Heimberg: Was meinen Sie?

Für Fotografen und andere Bildschaffende wird es zunehmend schwierig, von dieser Arbeit zu leben oder die Hobbyausgaben zu finanzieren. Stellt man die Frage „Was ist Kunst?“ finden selbst Experten selten eine befriedigende Antwort. Lautet die Frage jedoch „Was ist Kunst wert?“, heißt es oft lapidar „Kunst ist genau so viel wert wie jemand bereit ist, dafür auszugeben“.

Wir befragen Fotografen, Künstler und andere Kreative zu ihrer kreativen Arbeit und möchten wissen, wie sie die aktuelle Situation und Zukunft der Kreativschaffenden bewerten.

Ein Kurzinterview mit Kai Heimberg (Fotograf)

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Kai Heimberg (Copyright: Luca Heimberg)

Herr Heimberg, stellen Sie sich bitte vor, dass ein Kurator der Tate Modern über einen veröffentlichten Kalender auf Sie aufmerksam geworden ist. Er möchte von Ihnen in wenigen Sätzen wissen, wie Sie Ihre künstlichere Arbeit beschreiben. Was würden Sie ihm sagen?

Kai Heimberg: Ich bin ständig auf der Suche nach Motiven, meinem Stil, nach einer Verbesserung meiner Technik. Eine Festlegung auf ein Thema, eine Richtung lähmt und langweilt mich.
Ein Kurator würde sicherlich verzweifeln, weil er keine Überschrift finden wird. Ich liebe Portraits. Aber eine Exkursion nach Tschernobyl oder die weiten Islands begeistern mich genauso.
Pizza mit allem – schwer zu kommunizieren, schwer zu verkaufen.
Gut, dass ich nicht davon leben muss.

Was meinen Sie ist wichtiger für die lang anhaltende Karriere eines ambitionierten gestaltenden Künstlers? Frühe Anerkennung durch Kunstexperten oder schnelle Verkaufserfolge bei Medien bzw. künstlerischen Laien?

Kai Heimberg: Die Anerkennung durch Experten ist wichtiger. Man muss sich im Vorfeld von Wettbewerben mit der Jury und den Anforderungen auseinandersetzen. Wenn man von diesen beiden Aspekten überzeugt ist, stellt man sein Werk zur Diskussion. Und muss dann evtl. damit leben, abgelehnt zu werden.
Aber wenn Kritik gut ist, bringt sie dich immer weiter und sollte immer mit Respekt wahrgenommen werden. Ich speichere die immer ab und entscheide dann in der nächsten Situation, ob ich die Tipps annehme oder bei meinem Stil bleibe. Ein Verkauf an meinen Nachbarn / Arbeitskollegen ist toll, bringt mich aber künstlerisch / karrieretechnisch nicht wirklich weiter.

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The Photographer – Island, 2015 (Bild: Kai Heimberg)

Welche künstlerischen Vorbilder haben Sie? Was meinen Sie, war deren Schlüssel zum Erfolg? Was wenden Sie davon bereits an?

Kai Heimberg: Ich kann keinen Fotografen / Fotografin als künstlerisches Vorbild angeben. Ich sehe jeden Tag so viele gute Bilder, jedes ganz speziell, mit einer eigenen Handschrift. Alle hinterlassen Spuren. Aber es gibt keine Vorbilder.
Einen Künstler, den ich sehr bewundere, ist der Franzose JR:
https://www.jr-art.net/ Seine Art mit KUNST umzugehen, finde ich wunderbar.

Das, was mir für den professionellen Kunstmarkt  fehlt, ist eine „eigene“ Handschrift. Das liegt allerdings auch dran, dass ich mich dagegen sträube. Das Fotografieren ist eine Herzensangelegenheit für mich. Alle „marktwirtschaftlichen“ Aspekte versuche ich auszublenden: Du musst das machen, du musst das machen – muss ich nicht. Mache ich, wenn mir danach ist – ich muss es aber nicht.

Inwieweit verbessern innovative Vermarktungsplattformen für Bilder (z.B. Stockfoto-Agenturen) die Möglichkeiten der Kreativen entdeckt und anerkannt zu werden?  

Kai Heimberg: Ich denke die Möglichkeit hier entdeckt zu werden, ist relativ klein. Evtl. kann man etwas Geld verdienen – aber entdeckt? Es gibt mehr Follower, Likes, aber mich bringt das nicht weiter.
Fazit: Es macht sicherlich für viele Fotografen einen Sinn, aber es entspricht nicht meinem Umgang mit meinen Bildern.

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The View – Berlin, Zoo, 2015 (Bild: Kai Heimberg)

Noch eine Frage in eigener Sache: Haben Sie die Veröffentlichung und den Verkauf von Kalendern als Einnahmequelle für sich in Erwägung gezogen?

Kai Heimberg: Ich habe mich bisher noch nicht wirklich damit auseinander gesetzt, ich finde die Idee aber spannend. Die Vielzahl der bereits angebotenen Kalender ist natürlich beeindruckend. Ich denke, ich werde es probieren.

Weiterführende Informationen zu Kai Heimberg:
Flickr: https://www.flickr.com/photos/heimberg5000/

 

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