Für Fotografen und andere Bildschaffende wird es zunehmend schwierig, von dieser Arbeit zu leben oder die Hobbyausgaben zu finanzieren. Stellt man die Frage „Was ist Kunst?“ finden selbst Experten selten eine befriedigende Antwort. Lautet die Frage jedoch „Was ist Kunst wert?“, heißt es oft lapidar „Kunst ist genau so viel wert wie jemand bereit ist, dafür auszugeben“.

Wir befragen Fotografen, Künstler und andere Kreative zu ihrer kreativen Arbeit und möchten wissen, wie sie die aktuelle Situation und Zukunft der Kreativschaffenden bewerten.

Ein Kurzinterview mit Christian Kortum (Fotograf)

Christian Kortum

Herr Kortum, stellen Sie sich bitte vor, dass ein Kurator der Tate Modern über einen veröffentlichten Kalender auf Sie aufmerksam geworden ist. Er möchte von Ihnen in wenigen Sätzen wissen, wie Sie Ihre künstlichere Arbeit beschreiben. Was würden Sie ihm sagen?

Christian Kortum: Lieber Kurator, mein künstlerischer Ansatz basiert auf dem Versuch im Gewöhnlichen das Besondere zu sehen und dies mit meinen Mitteln auszudrücken. Mein bevorzugtes Medium hierbei ist die Landschaftsfotografie, meist in Kombination mit HDR-Aufnahmetechnik sowie einer der Situation angepassten Nachbearbeitung. Mein Ziel ist es hierbei dem Betrachter die Schönheit des Objektes aus einer sehr persönlichen Sicht darzustellen, die dem Betrachter etwas Magisches suggeriert und dabei viel Platz für die eigene Fantasie lässt.

Was meinen Sie ist wichtiger für die lang anhaltende Karriere eines ambitionierten gestaltenden Künstlers? Frühe Anerkennung durch Kunstexperten oder schnelle Verkaufserfolge bei Medien bzw. künstlerischen Laien?

Christian Kortum: Die Anerkennung durch ein breites Publikum ist für mich das primäre Ziel, ein damit verbundener wirtschaftlicher Erfolg ist sicher wünschenswert, aber nicht die primäre Triebfeder meiner Tätigkeit. Die Wertschätzung durch Kunst-Experten ist aus meiner Sicht eher unwichtig, sollte sie sich aber einstellen, hätte ich kein Problem damit.

Welche künstlerischen Vorbilder haben Sie? Was meinen Sie, war deren Schlüssel zum Erfolg? Was wenden Sie davon bereits an?

Christian Kortum: Ohne hier Namen zu nennen oder auf Personen einzugehen: Für mich ist jeder Mensch (und somit Künstler) ein Vorbild, der sein eigenes Leben lebt und seinen eigenen Stil kontinuierlich entwickelt und täglich an dessen Verfeinerung arbeitet. Die Bereitschaft zu lernen und neue Erfahrungen zu machen, der Wille den Mainstream zu verlassen und Neues auszuprobieren stellt für mich die höchste Form von Lebensqualität (und Kunst) dar. 

Bild: Christian Kortum

Inwieweit verbessern innovative Vermarktungsplattformen für Bilder (z.B. Stockfoto-Agenturen) die Möglichkeiten der Kreativen entdeckt und anerkannt zu werden?  

Christian Kortum: Ich habe mich mit diesem Thema bisher zu wenig beschäftigt, um mir ein abschließendes Urteil erlauben zu können. In der Vergangenheit hat sich für mich kein Königsweg aufgezeigt, um meine Arbeiten zu vermarkten. Ich bin in der glücklichen Lage meine Bilder aus reiner Freude zu produzieren, ohne den Gedanken an eine Vermarktung zu pflegen. Aus meiner Sicht trägt dies in einem gewissen Maße zur Kreativität bei, da kein unmittelbarer Erwartungsdruck besteht. Auf der anderen Seite bin ich für konstruktive Vorschläge zur Vermarktung offen und dankbar. Letztlich stellt Geld eine der universellsten Formen der Anerkennung dar, die ich sicher nicht ablehnen würde.

Noch eine Frage in eigener Sache: Haben Sie die Veröffentlichung und den Verkauf von Kalendern als Einnahmequelle für sich in Erwägung gezogen?

Christian Kortum: Nein, das habe ich noch nicht. Grundsätzlich gibt es aus meiner Sicht in der heutigen digitalen Welt nur wenige Möglichkeiten mit Bildkunst Geld zu verdienen. Die Verfügbarkeit von Bildmaterial für alle möglichen Zwecke ist einfach und schier unerschöpflich. Sicher ist ein Kalender mit exklusiven Motiven eine der wenigen Möglichkeiten seine Arbeit sinnvoll zu vermarkten. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist diese Idee aus meiner Sicht ein erfolgsversprechender Ansatz.

Weiterführende Informationen zu Christian Kortum:
Flickr: https://www.flickr.com/photos/blavandmaster/

Bild: Christian Kortum