Winfried Wisniewski zählt zu den besten und renommiertesten deutschen Naturfotografen. Seine eindrucksvollen, vielfach ausgezeichneten und ausgestellten Fotos wurden auch in zahlreichen Fachbüchern und nationalen sowie internationalen Zeitschriften veröffentlicht. Wir freuen uns ganz besonders, heute ein Interview mit Winfried Wisniewski mit Ihnen zu teilen.
Winfried Wisniewski (Foto: Winfried Wisniewski)
Herr Wisniewski, Sie haben bei CALVENDO bereits einige Kalender veröffentlicht, vor allem mit Fotos aus Afrika. Warum haben Sie sich gerade diesem Thema zugewandt?
Ich bereise Afrika als Naturfotograf seit 1978. Dabei habe ich vor allem Kenia, Tansania, Namibia, Botswana, Sambia und Südafrika besucht. Im Laufe der Zeit habe ich mehrere Projekte in Afrika bearbeitet, zuletzt das Projekt „Serengeti“.
Wo sind die meisten Bilder entstanden? Welche Motive faszinieren Sie am meisten?
Die meisten meiner Bilder sind in Ostafrika entstanden, insbesondere im Bereich der Serengeti. Mich interessiert die fotografische Darstellung ökologischer Zusammenhänge. Noch mehr aber versuche ich in meiner Arbeit selten gesehenes Verhalten darzustellen. Meine Bilder von Jagd, Kampf und Paarung von wilden Tieren wurden weltbekannt, einige gelten gar als Ikonen der Tierfotografie.
Ich versuche, den einen „gültigen“ Augenblick festzuhalten, „le moment décisif“, ganz im Sinne des französischen Fotografen Henri Cartier-Bresson. Der Moment, der entscheidet, ob den unzähligen, oft langweiligen Abbildungen von Tieren eine weitere hinzugefügt wird oder ob dieses Bild „die Essenz einer Situation“ (Cartier-Bresson) in sich trägt. Die Auseinandersetzungen der Kampfläufer, das Stoßtauchen des Fischadlers, der mit über 100 Stundenkilometern dahinjagende Gepard hinter der Gazelle − das sind die Szenen, die zentral sind im Leben dieser Tierarten. Sehr oft sind es Vorgänge, die sich im Bruchteil einer Sekunde abspielen.
Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?
Wie jeder „alte“ Tierfotograf habe ich zuerst die Natur beobachtet und später angefangen, Tiere, Pflanzen und Landschaften zu fotografieren. Mein erstes Tierfoto habe ich 1968 auf Spitzbergen geschossen.
Winfried Wisniewski: Tiergesichter − Mit wilden Tieren unter vier Augen und Vogelgesichter auf Augenhöhe mit den Gefiederten
Wie gehen Sie bei der Kalender-Erstellung vor? Fotografieren Sie zuerst und stellen danach aus Ihrem Archiv 13 Kalenderblätter zusammen, oder haben Sie zunächst eine Idee und setzen diese anschließend in die Realität um?
Bei den Kalenderveröffentlichungen bediene ich mich der Bilder in meinem Archiv. Ich habe die „Spitzenbilder“, die in Frage kommen, im Kopf. Dann brauche ich noch das Thema, und zuletzt berücksichtige ich bei der Abfolge der Bilder natürlich jahreszeitliche Gesichtspunkte.
Wo sehen Sie die Herausforderungen bei der Kalender-Erstellung?
Wenn man gutes Bildmaterial hat, ist es nicht so schwer, einen guten Kalender zu machen. Mit guten Bildern steht und fällt ein Kalenderprojekt. Doch darüber hinaus muss man halt, wie gesagt, weitere Überlegungen anstellen.
Winfried Wisniewski: Magie des Augenblicks: Hippos in Afrika
Wie viel Zeit brauchen Sie in etwa für einen Kalender, bis Sie auf „Jetzt einreichen“ klicken?
Ich weiß nicht, wie lange ich brauche, um einen Kalender völlig fertigzustellen. Ich weiß nur, dass es viel zu lange dauert. Besonders nervend ist es, immer dieselben formalen Schritte einhalten zu müssen.
Wo sehen Sie Verbesserungspotenziale beim CALVENDO-Publisher?
Um ehrlich zu sein: Den Autoren müsste mehr Arbeit von Layoutern abgenommen werden. Dann könnten natürlich auch viel mehr Kalenderprojekte verwirklicht werden.
Wovon raten Sie anderen Kreativen aufgrund Ihrer Erfahrungen ab?
Zum Beispiel: Sehr vorsichtig sein bei der Produktion von Kalendern im „Eigenverlag“. Das finanzielle Risiko ist sehr hoch.
Winfried Wisniewski: Magie des Augenblicks – Bären in nordischen Wäldern
Wir raten unseren Autoren grundsätzlich, ernsthaft Marketing für Ihre Projekte zu betreiben. Welche Kanäle und Möglichkeiten nutzen Sie, um Ihre Kalender zu vermarkten? Wo verkaufen Sie Ihre Bilder noch?
Ich verkaufe meine Kalender nicht selbst. Aber ich mache Reklame, zum Beispiel auf meiner Homepage, bei Facebook und in Fotoforen. Ich arbeite mit Bildagenturen zusammen (z. B. Corbis und Getty) und schreibe Bücher und Zeitschriftenbeiträge.
Welche Projekte haben Sie noch in der Schublade liegen?
Im Augenblick habe ich leider keine Zeit für Kalenderprojekte. Es wäre Material vorhanden etwa für „Vogelinsel Island“ oder „Big Five“.
Herr Wisniewski, vielen Dank für dieses Interview. Wir wünschen Ihnen für Ihre Arbeit weiterhin viel Erfolg und freuen uns auf Ihre weiteren Projekte!
Winfried Wisniewski: Serengeti − Weites Land für viele Tiere
Bilder von und weitere Informationen über Winfried Wisniewski finden Sie hier:
Website: www.winfried-wisniewski.de sowie www.naturfotografen-forum.de
Facebook: www.facebook.com/winfried.wisniewski
CALVENDO-Produktgalerie: https://www.calvendo.de/galerie/autor/winfried-wisniewski/