Fotografie, die die Wirklichkeit wiedergibt – ein Interview mit CALVENDO-Autor Ulrich Schrader

Mit viel Neugier im Gepäck ist Ulrich Schrader seit vielen Jahren als Architektur-, Industrie- und Landschaftsfotograf und Reisereporter weltweit tätig. Eine sachliche, die Wirklichkeit wiedergebende Fotografie ist ihm dabei besonders wichtig.

Wir freuen uns, dass er uns für dieses Interview zur Verfügung stand und uns interessante Einblicke in das Leben eines Berufsfotografen gewährte.


Ulrich Schrader (Bild: Max Bohße)

Herr Schrader, was hat Sie motiviert, die Fotografie zu Ihrem Beruf zu machen? Können Sie unseren Lesern etwas zu Ihrem Werdegang erzählen?

Mit ca. 12 Jahren habe ich angefangen mit einfachen Kameras (Agfa-Box, Altix) zu fotografieren, meist Landschaften und Familie/Freunde. Mit 14 hatte ich eine eigene kleine S/W Dunkelkammer und zwei Jahre später (in den Ferien verdient) eine Spiegelreflexkamera Praktia L.

Nach zunächst anderer beruflicher Ausrichtung habe ich mich 1988 der beruflichen Laufbahn als Fotograf zugewandt, zunächst überwiegend in der Portraitfotografie. Seit 1990 arbeite ich selbständig, 1991 schloss ich die Meisterschule ab.

Welches sind Ihre Themenschwerpunkte? Was reizt Sie an diesen Themen am meisten?

Seit etwa 15 Jahren arbeite ich überwiegend im Bereich Architektur-, Industrie- und Landschaftsfotografie sowie an Reisereportagen.
Architektur unterschiedlichster Baustile, das Spiel mit Licht und Schatten, das Erkennen von Formen und Details und das Darstellen von grandiosen Landschaften auf verschiedenen Kontinenten begeistern mich immer wieder.
Ebenso gern arbeite ich an Reportagen. So war ich in den letzten Jahren unter anderem oft in Israel und habe dort Bildserien über Holocaust Opfer und orthodoxe Juden fotografiert. Dies sind Aufträge mit spannenden und berührenden Geschichten.


Ulrich Schrader: Israel 2017

Wie würden Sie Ihre persönliche Handschrift beschreiben? Welcher Linie folgen Sie?

Ich denke, ich betreibe eine sachliche, die Wirklichkeit wiedergebende Fotografie. Ich mag farbenfrohe Bilder genauso wie die Reduzierung auf Schwarz/Weiß.

Was waren (bzw. sind) für Sie die wichtigsten Bausteine auf dem Weg zum kontinuierlich erfolgreichen Berufsfotografen?

Ich glaube die Kombination aus einer gewissen Begabung, autodidaktischem Lernen und einer soliden Berufsausbildung legen einen guten Grundstein für diesen Beruf. Ständiges Weiterbilden und Erkennen von Trends sind wichtig. Im digitalen Zeitalter ist alles schneller geworden.

Sie erhalten Aufträge von nationalen und internationalen Unternehmen in den Bereichen Architektur, Industrie und Werbung. Wie kommen Sie an Ihre Aufträge? Ist es einfach an diese zu kommen?

Wenn man über viele Jahre in diesen Bereichen tätig ist, hat man sich eine Stammkundschaft geschaffen. Eine solide, pünktliche und verlässliche Arbeit ist Voraussetzung dafür. Das spricht sich rum und bringt neue Kunden. Was aber nicht heißt, dass es immer leicht ist an neue Auftraggeber zu kommen. Viele wollen nur das schnelle, billige Bild.

Sind Sie in allen drei Bereichen gleichermaßen aktiv bzw. ist die Nachfrage in allen drei Bereichen gleich groß?

Die Architekturfotografie steht schon an erster Stelle, hier ist es einfacher mit fachlicher Kompetenz zu überzeugen. In den Bereichen Industrie und Werbung tummeln sich viele Agenturen und übernehmen die Fotografie so „nebenbei „mit.


Ulrich Schrader: Kuba 2017

Die Liste Ihrer bereits bereisten Länder dieser Welt ist umfangreich und enthält unter anderem Albanien, Israel, Kuba und Chile. Gibt es ein Land oder eine Gegend, die Sie vor allem in fotografischer Hinsicht ganz besonders reizt und wo Sie immer wieder gerne hinreisen? Gibt es umgekehrt vielleicht auch einen Ort, den Sie nicht unbedingt noch einmal bereisen würden?

Wie schon gesagt, war ich bereits oft in Israel und werde dort auch noch weiter hinreisen. Da gibt es noch Einiges, was ich fotografisch umsetzen möchte. Auch Chile / Südamerika will ich auf jeden Fall nochmals bereisen, da es einen besonderen Reiz hat und ich gern in weiten Landschaften unterwegs bin. Auch aus rein bildtechnischen Gründen muss ich da noch einmal hin, da alle Bilder aus Patagonien und den Anden noch auf Dia entstanden sind.

Es gibt kein Land, dass ich nicht noch einmal bereisen würde. Ich habe nirgends negative Erfahrungen gemacht. Es scheitert nur am Zeitfaktor.

Was treibt Sie am meisten an? Die Suche nach herausragenden Motiven, die Neugier auf andere Menschen und Kulturen oder pure Reiselust? Nach welchen „Kriterien“ suchen Sie sich Ihre Reiseziele aus?

Es sind genau diese Punkte, die Sie aufgezählt haben. Ich war schon immer neugierig auf diese Welt und die Kamera ist auch bei Urlaubsreisen immer dabei. Besondere Kriterien gibt es nicht, bevorzugt sind Gebirge und große Weiten (Lappland, Kanada, Patagonien).

Ein wichtiger Bestandteil Ihrer Arbeit ist die Vermarktung Ihrer Werke und das Marketing für sich selbst. Welche Kanäle und Möglichkeiten nutzen Sie dafür?

An erster Stelle steht inzwischen sicher das Internet, aber auch diverse Veröffentlichungen in Printmedien und natürlich Ausstellungen und Vorträge.


Ulrich Schrader: Kanada 2017

Nehmen Sie mit Ihren Fotos auch an Wettbewerben teil?

Eher selten, da viele Wettbewerbe nur das Ziel haben den Veranstalter mit kostenlosen Bildern zu versorgen. An renommierteren Wettbewerben ab und an.

Können Sie unseren Lesern etwas über Ihre Erfahrungen mit Ausstellungen erzählen?

Ausstellungen sind arbeits- und kostenintensiv, haben aber auch eine hohe Werbewirksamkeit. Es macht aber auch Spaß, man kommt mit Leuten ins Gespräch und es verkauft sich auch das eine oder andere Bild. In letzter Zeit habe ich Ausstellungen oft mit Vorträgen ergänzt, z.B. Israel, Kuba, Vietnam. Ich finde das ist eine gute Kombination.

Warum haben Sie auch Kalender als Veröffentlichungsart für Ihre Fotos gewählt? Was gefällt Ihnen an dieser Möglichkeit des Publizierens am meisten?

Ich habe schon immer Kalender angeboten, meist aber nur regional. Da sich nun aber viele Bilder aus anderen Regionen angesammelt haben, wollte ich auch diese in Kalendern anbieten.
Ich finde es gut, dass mir die Vermarktung abgenommen wird, es gibt kein finanzielles Risiko und es werden nicht bergeweise Druckwerke entsorgt, die nicht verkauft werden konnten. Ich habe halt „nur“ die Arbeit des Kalendererstellens.

Was gefällt Ihnen an Calvendo am meisten? Was ist Ihrer Meinung nach verbesserungswürdig?

Calvendo hat eine gute Vermarktungsplattform geschaffen. Das Einarbeiten von Kalendern ist einfach und übersichtlich. Die Druckqualität der Kalender ist sehr gut.

Einen höheren Qualitätsstandard der Kalender würde ich besser finden, manchmal ist weniger vielleicht mehr. Eventuell könnte das Papier etwas dicker sein, um eine bessere Planlage an der Wand zu erreichen.
Bei einigen kleineren Problemen hätte ich mir eine persönliche Kontaktmöglichkeit gewünscht.


Ulrich Schrader: Vereinigte Arabische Emirate

Welche Tipps können Sie anderen Kreativen geben? Wovon raten Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen ab?

Außergewöhnliche Ideen haben natürlich immer gute Chancen, aber auch grandiose Fotos von schon bedienten Themen können gut funktionieren. Die nebenbei fotografierten Urlaubsbilder sind sicher nicht die richtige Wahl. Bildbearbeitung ist, denke ich, auch wichtig. Kalenderblätter müssen plakativ, farbenfroh sein, Titelfoto und Titelseiten-Gestaltung sind extrem wichtig.

Regionale Kalender sollten nicht über einen längeren Zeitraum angeboten werden, der Kundenkreis ist kleiner und möchte immer was Neues haben.

Weiterführende Informationen zu Ulrich Schrader:

Websites: www.fotostudioschrader.de und www.ulrichschrader.com

Facebook: https://www.facebook.com/studiofuerfotografie/

CALVENDO-Produktgalerie: https://www.calvendo.de/galerie/autor/ulrich-schrader

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