Fünf Fragen an Iwo Deibert: Was meinen Sie?

Für Fotografen und andere Bildschaffende wird es zunehmend schwierig, von dieser Arbeit zu leben oder die Hobbyausgaben zu finanzieren. Stellt man die Frage „Was ist Kunst?“ finden selbst Experten selten eine befriedigende Antwort. Lautet die Frage jedoch „Was ist Kunst wert?“, heißt es oft lapidar „Kunst ist genau so viel wert wie jemand bereit ist, dafür auszugeben“.

Wir befragen Fotografen, Künstler und andere Kreative zu ihrer kreativen Arbeit und möchten wissen, wie sie die aktuelle Situation und Zukunft der Kreativschaffenden bewerten.

Ein Kurzinterview mit Iwo Deibert (Fotograf)

Iwo-Deibert
Iwo Deibert

Herr Deibert, stellen Sie sich bitte vor, dass ein Kurator der Tate Modern über einen veröffentlichten Kalender auf Sie aufmerksam geworden ist. Er möchte von Ihnen in wenigen Sätzen wissen, wie Sie Ihre künstlichere Arbeit beschreiben. Was würden Sie ihm sagen?

Iwo Deibert: Meine künstlerische Arbeit in Worte zu fassen, ist nicht gerade einfach, deswegen nutze ich ja das Mittel der Fotografie. Meine Faszination gilt neben der Peoplefotografie insbesondere der Reise- und Landschaftsfotografie. Bei allen Genres ist es wichtig, den perfekten Moment im Einklang mit der Umgebung zu erwischen. Dramatik, Fernweh und die Schönheit der Natur spielen dabei eine große Rolle. Ich habe dabei immer den Anspruch, meine visuellen Vorstellungen vom Zufall und der spontan entstehenden Kreativität leiten zu lassen. Man kann dabei auch vom sogenannten „Flow“ sprechen, den ich besonders stark im diesjährigen Skandinavien-Urlaub erlebt habe.

Was meinen Sie ist wichtiger für die lang anhaltende Karriere eines ambitionierten gestaltenden Künstlers? Frühe Anerkennung durch Kunstexperten oder schnelle Verkaufserfolge bei Medien bzw. künstlerischen Laien?

Iwo Deibert: Die Gegenfrage ist natürlich, was einem wichtiger ist und was man mit der Fotografie erreichen möchte. Finanzieller Erfolg bestärkt natürlich ungemein und ermöglicht auch technische Weiterentwicklung und damit auch neue kreative Ausdrucksmöglichkeiten. Andererseits lässt sich auch mit sehr wenig Equipment sehr gutes und kreatives Bildmaterial erzeugen, das künstlerisch einen sehr hohen Anspruch hat. Lassen sich dadurch Ausstellungen und andere Veröffentlichungskanäle nutzen, ist die Anerkennung natürlich Gold wert.
Man sieht aber auch bei sehr erfolgreichen Fotografen wie Paul Ripke, dass eine erfolgreiche Fotografenkarriere nicht zuerst über künstlerische Aspekte, sondern auf solidem Fotografenhandwerk gegründet werden kann. Die persönlichen Vorlieben und kreativen Werke entstehen dann vielmehr in freien Arbeiten und frei von finanziellem Druck.

Bei mir spielt Letzteres keine große Rolle, da die Fotografie bei mir nur nebengewerblich und vor allem zum Spaß betrieben wird. 

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Norwegen (Bild: Iwo Deibert)

Welche künstlerischen Vorbilder haben Sie? Was meinen Sie, war deren Schlüssel zum Erfolg? Was wenden Sie davon bereits an?

Iwo Deibert: Wie bereits erwähnt, bin ich ein großer Fan von Paul Ripke, aber auch Steffen Böttcher und Mark Laita begeistern mich. In der Landschaftsfotografie habe ich weniger konkrete Vorbilder. Offenblendige Reportagefotografie mit 35mm nutze ich mittlerweile sehr gerne und versuche gerade in der Hochzeits- und Peoplefotografie sehr reduziert zu arbeiten. Ich denke aber, der Schlüssel zum Erfolg liegt vor allem in der hohen Investitionsbereitschaft und dem Mut, neue Wege zu gehen.
Ob ich je den Lehrerberuf aufgeben werde, um Fotograf zu werden, kann ich jetzt aber noch nicht sagen, gerade weil ich eigentlich erst am Anfang davon stehe. Als junger Familienvater ist mir der Schritt in den hart umkämpften Fotografenalltag doch etwas zu krass, weshalb ich die Fotografie gerne als das erhalten würde, was sie derzeit ist: ein unglaubliches schönes Hobby bzw. Nebengewerbe mit viel künstlerischer Gestaltungsfreiheit.

Inwieweit verbessern innovative Vermarktungsplattformen für Bilder (z.B. Stockfoto-Agenturen) die Möglichkeiten der Kreativen entdeckt und anerkannt zu werden?  

Iwo Deibert: Ich denke, dass viele Fotografen von Social Media am meisten profitieren und so eine breite Basis an Unterstützern gewinnen können. Auch Plattformen wie 500px sind derzeit sehr angesagt und sind mit der integrierten Vermarktungsmöglichkeit ein sehr einfaches Medium zur Veröffentlichung. Ob klassische Stockfoto-Agenturen positive Auswirkungen haben, kann ich nicht beurteilen. Über 500px hatte ich jedoch schon eine erfolgreiche Vermittlung und konnte so ein Foto an eine Werbeagentur verkaufen.

Noch eine Frage in eigener Sache: Haben Sie die Veröffentlichung und den Verkauf von Kalendern als Einnahmequelle für sich in Erwägung gezogen?

Iwo Deibert: Bisher habe ich Fotokalender ausschließlich zu privaten Zwecken erstellt und im Verwandtenkreis verschenkt. Calvendo nutze ich bisher nicht, hätte aber schon ein paar Ideen für ansprechende Kalender. Wenn ich im Herbst die Zeit finde, werde ich diese Möglichkeit auf jeden Fall nutzen. 

Weiterführende Informationen zu Iwo Deibert:

Websites: www.iwodeibert.de und www.iwodeibert-fotografie.de

500px: https://500px.com/IwoD

Flickr: https://www.flickr.com/photos/iwodeibert/

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