Ein paar ehrliche Worte zum Self-Publishing von Caroline Butz

Caroline Butz setzt sich seit über 20 Jahren als Fachautorin und Redakteurin mit dem Thema Publishing auseinander. Seit Jahren stehen ihre Bücher auf den Bestsellerlisten; sie gehören zu den meist verkauften Computerbüchern im deutschsprachigen Raum. Trotz des Erfolgs wird die Lage für Autoren und Autorinnen im Verlagsumfeld immer schwieriger. Deshalb beschloss Caroline Butz im Februar 2012, einen eigenen Verlag – den meb Digitalen Buchverlag – zu gründen. 

Autorin und Verlegerin Caroline Butz

Ein paar ehrliche Worte zum Self-Publishing

Self-Publishing ist aktuell das große Zauberwort, also ohne Verlag sein Geld als Autorin oder Autor zu verdienen. Wir hören es ja in den Medien, dass das ganz einfach ist: E. L. James schaffte es mit Ihrem Roman „Shades of Gray“ von der unbekannten Self-Publisherin zur berühmten Autorin. Sicherlich eine tolle Geschichte. Nur, wer fragt schon: „Wie hat sie es geschafft?“, „Was musste sie dafür tun?“ und „Wie viel Vorarbeit war nötig?“. Die Antwort ist ganz einfach. Nur mit sehr viel Disziplin gelang es ihr, sich auf dem umkämpften Markt zu platzieren. Ganz konkret bedeutet das: täglich vor dem Computer sitzen, schreiben, einen eigenen Blog befüllen, Selbstmarketing betreiben, soziale Netzwerke bedienen, eine Fangemeinde aufbauen und, und, und …

Mit gesundem Menschenverstand betrachtet, eigentlich klar. Der Erfolg fällt ja schließlich nicht vom Himmel.

Aus meiner eigenen Erfahrung als Autorin weiß ich, dass viele arbeitsreiche Jahre vergehen, bis mit Büchern endlich Geld verdient werden kann. Von meinem ersten Buch bis zum Erfolg vergingen ziemlich genau 15 Jahre. In dieser Zeit habe ich sehr, sehr viel geschrieben, unter anderem zweimal einen „1500-Seiten-Schinken“. Den Stundenlohn dafür möchte ich gar nicht ausrechnen. Ich glaube, ein Ein-Euro-Jobber verdient „unterm Strich“ mehr. Wirklich Spaß hat das nicht gemacht. Nach langen Durststrecken kam endlich der Erfolg mit einer Reihe von Fachbüchern, die sich „wie geschnitten Brot“ verkauften. Aber auch diese Bücher bedeuteten bis zu ihrem Verkaufshöhepunkt und sogar darüber hinaus harte Arbeit, stetiges Dranbleiben, Probleme knacken, neue Ideen entwickeln, schreiben, aktualisieren, Fragen der Fangemeinde beantworten und vieles mehr.

Im Februar 2013 kam dann das große Aus. Der Verlag schloss seine Tore. Glücklicherweise hatte ich meb, meinen eigenen kleinen E-Book-Verlag, schon im Februar 2012 gegründet, also ein Jahr zuvor. Gott sei Dank, denn die Angebote der anderen Printverlage waren sehr schlecht. Von ehemaligen zwölf Prozent ist der Anteil für Autoren inzwischen auf teilweise nur noch sechs Prozent gefallen.

Die digitalen Anbieter locken dagegen mit satten 20, 25 und teilweise sogar 50 Prozent. Allerdings, und das muss ich hier ganz klar sagen, ist der Verdienst zu Beginn des Publizierens trotzdem nicht sehr hoch.

Auch im E-Book- oder Print-on-Demand-Markt muss sich jeder Autor erst einen Namen erkämpfen, sich in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Google+ einbringen, Autorenseiten bei Amazon & Co. aufbauen. Und Achtung, nicht nur aufbauen, sondern regelmäßig pflegen! Das ist das Wichtigste. Vom Bücherschreiben allein, ob gedruckt oder digital, kann die ersten Jahre keiner leben. Da heißt es, sich durch die Anfangsschwierigkeiten durchzubeißen. Als Self-Publisher ist das sogar noch wichtiger als mit einem Verlag im Rücken, der ganz andere Marketing- und Vertriebskanäle nutzen kann und über die entsprechende Manpower verfügt.

Wer also von der Autorenschaft leben möchte, sollte einen längeren Zeitraum zur Vorbereitung einrechnen.

Mein persönlicher Rat: Bauen Sie das Publizieren über Verlag oder als Self-Publisher vorerst als zweites Standbein auf. Mit etwas Geschick, Geduld und Spucke kann sich vielleicht aus dem zweiten das erste Standbein entwickeln.

Viel Glück und Erfolg dabei wünscht Ihnen

Caroline Butz
Verlagsleiterin
meb | Digitaler Buchverlag