Jan Christopher Becke bereist gerne unseren Globus. Dabei haben es ihm die Metropolen und der asiatische Kontinent besonders angetan.
Seine Ansprüche an sich selbst sind hoch: Unter anderem hat er sich das Ziel gesetzt, das beste Foto einer Sehenswürdigkeit zu schießen und grundsätzlich etwas Bleibendes zu schaffen.
Dieser Anspruch hat sich in diesem Jahr schon erfüllt, indem er bei CALVENDO für seine hervorragenden Kalenderprojekte zum Fotografen des Jahres gewählt wurde.
In unserem heutigen Interview erfahren Sie mehr über Jan Christopher Becke, der Ihnen auch einige hilfreiche Tipps zum Thema Bildbearbeitung und Vermarktung gibt.
Ein Blick in die CALVENDO-Galerie zeigt, dass Sie gerne Städte und Landschaften fotografieren. Warum haben Sie sich gerade diesem Thema besonders zugewandt? Was reizt Sie an diesem Thema besonders?
Für mich bietet die Landschaftsfotografie einen Ausgleich zu meiner sonstigen Tätigkeit als Fotograf, die sonst zu ca. 70% am Computer stattfindet. Ich genieße es in der Natur zu wandern und die jahreszeitlichen Besonderheiten fotografisch festzuhalten. Meine Leidenschaft für Großstädte hingegen hat sich zur Zeit meines Studiums entwickelt, als ich für einen längeren Zeitraum in Tokyo gelebt habe. Seitdem bin ich vom Trubel der Millionenstädte fasziniert.
Wie sieht ihr typischer Arbeitsalltag aus?
Ein normaler Arbeitstag beginnt bei mir morgens um acht Uhr. Ich lese bzw. schreibe zunächst meine Emails, kümmere mich um die Buchhaltung, schreibe Rechnungen oder betreibe Bildrecherche. Auch die Verschlagwortung meiner Bilder erledige ich am Vormittag. Danach bereite ich Fotoshootings oder eine anstehende Reise vor, schaue mir Videos zur Fortbildung im Bereich Bildbearbeitung an und informiere mich über die neuesten technischen Trends. Erst gegen Mittag beginne ich mit der eigentlichen Bildbearbeitung am Computer oder fahre zu einem Shooting. Dies dauert in der Regel bis spät in die Nacht.
Jan Christopher Becke: Paris
Wenn ich auf Reisen bin sieht mein Tagesablauf hingegen komplett anders aus. Ich stehe dann meist schon mitten in der Nacht auf, um noch vor Sonnenaufgang an der jeweiligen Location zu sein, da in dieser Zeitspanne das Licht für Aufnahmen besonders gut ist. Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass ich schon vor vier Uhr morgens das Hotel verlasse.
Tagsüber nutze ich die Zeit, um neue Orte zu erkunden, den richtigen Zeitpunkt für die beste Aufnahmezeit zu finden oder mit dem Zug bzw. Flugzeug in eine andere Stadt zu reisen. Die gesamte Reise über bin ich weiterhin täglich mit der Reiseplanung beschäftigt, da ich spontan auf Wettereinflüsse und daraus folgende Änderungen reagieren muss.
Im Vorfeld der Reise erstelle ich daher eine Liste mit möglichen Fotomotiven, die auch solch unvorhergesehene Wettereinflüsse berücksichtigen. Als Landschaftsfotograf spielt das Wetter eine sehr wichtige Rolle. Wer nicht zur richtigen Tageszeit am richtigen Ort ist, dem gelingen nur selten gute Landschaftsfotos. In den meisten Fällen muss man daher einen Ort mehrmals besuchen, um den perfekten Aufnahmezeitpunkt zu finden.
Was treibt Sie bei der Reisefotografie am meisten an? Die Suche nach herausragenden Motiven, die Neugier auf fremde Menschen und Kulturen oder pure Reiselust?
Ich möchte die Welt mit meinen eigenen Augen sehen und erleben. Man gewinnt auf jeder Reise so viele neue Eindrücke und Ideen, die die eigene Kreativität beflügeln. Zudem ist es ein sehr befriedigendes Gefühl, wenn man auf seine Arbeit zurückblicken kann und genau sieht, was man in einem Jahr alles erreicht hat. Dieser Prozess, etwas Bleibendes geschaffen zu haben, ist für mich etwas sehr Wertvolles.
Jan Christopher Becke: Tokio – Menschen einer Großstadt
Der asiatische Kontinent scheint Ihnen besonders zu gefallen. Warum?
Für mich sind asiatische Länder aufgrund ihrer völlig andersartigen Kultur besonders reizvoll. Ich probiere gerne neue Dinge aus, sei es die asiatische Küche oder das Kennenlernen von fremden Bräuchen und Traditionen. Selbst alltägliche Dinge wie eine Busfahrt können in diesen Ländern zu einem Abenteuer werden und tragen einen nicht unerheblichen Teil zur Reiseerfahrung bei.
Gibt es eine Gegend oder eine Stadt, die Sie jedem Fotografen unbedingt als Reiseziel empfehlen würden?
Ich kann jedem Landschaftsfotografen nur empfehlen das Huangshan-Gebirge in der Volksrepublik China zu bereisen. Diese außergewöhnliche Gebirgsregion ist für ihr sogenanntes „Wolkenmeer“, das die einzelnen Gipfel umhüllt, bekannt. Man sollte hierfür jedoch körperlich fit sein und in dieser Region immer Regenkleidung dabeihaben.
Können Sie uns etwas zu Ihrem Werdegang erzählen? Seit wann fotografieren Sie?
Ich arbeite seit ca. vier Jahren als freiberuflicher Fotograf.
Davor habe ich die Fotografie schon längere Zeit als Hobby betrieben. Den Sprung in die Selbstständigkeit wagte ich allerdings erst, nachdem ich mir hundertprozentig sicher war, dass ich von dieser Arbeit auch leben kann. Da ich zuvor in vielen anderen Bereichen gearbeitet habe, war mir schon lange klar, dass ich nicht die nächsten 30 Jahre in einem Angestelltenverhältnis verbringen möchte. Zumindest konnte ich mir damit bereits im Vorfeld meine Fotoausrüstung finanzieren. Auch ein paralleles Fernstudium im Bereich BWL hat mir beim Einstieg in die Selbstständigkeit geholfen.
Dass ich Asien oft bereise hängt damit zusammen, dass ich in Heidelberg Japanisch studiert und auch über einen längeren Zeitraum in Japan gelebt habe.
Jan Christopher Becke: Heidelberg – romantische Stadt am Neckar
Welche Ansprüche stellen Sie an Ihre Arbeit als Fotograf? Was treibt Sie an?
Wenn ich mir ein neues Fotomotiv überlege, so setze ich mir immer als Ziel, das jeweils beste Foto von einer Sehenswürdigkeit oder einem Ort zu machen. Das dies nicht immer gelingt, ist selbstverständlich.
Hätte ich nicht diesen Anspruch an mich selbst, würde ich mit meinen Bildern sicherlich nicht erfolgreich sein. Mit durchschnittlichen Aufnahmen lässt sich heutzutage nur noch schwer Geld verdienen, da der Konkurrenzdruck auf dem Gebiet der Fotografie sehr groß ist.
Was macht für Sie ein gutes Foto aus?
Hierbei differenziere ich zwischen einem für mich ästhetisch ansprechenden Bild und einem kommerziell erfolgreichen Foto. Im Idealfall treffen diese beiden Faktoren zusammen. Ein gutes Foto erzählt eine Geschichte oder löst Gefühle in einem aus. Wenn ich ein Foto betrachte und dieses Bild ein Fernweh in mir erzeugt, so ist dies ein gutes Reisefoto für mich.
Können Sie unseren Lesern etwas mehr zum Thema Bildbearbeitung erzählen. Wie gehen Sie bei Ihren Fotos vor, welche Technik hat sich bei Ihnen bewährt?
Die digitale Bildbearbeitung ist für mich einer der wichtigsten Bestandteile der heutigen Fotografie und macht ungefähr die Hälfte meiner gesamten Arbeitszeit aus. Ich kann nur jedem Fotografen empfehlen, sich intensiv mit einem Programm wie Adobe Photoshop oder Adobe Lightroom auseinanderzusetzen.
Es gibt leider heutzutage viele Fotografen, die sich ausschließlich für Kameratechnik interessieren, aber von Bildbearbeitung nur sehr wenig Ahnung haben. Dabei kann man die Bedienung einer Kamera problemlos an einem Tag erlernen und alle hierfür nötigen Informationen stehen in jeder Bedienungsanleitung.
Das Arbeiten mit einer Bildbearbeitungssoftware, wie zum Beispiel Photoshop, ist hingegen ein langwieriger Lernprozess, der nie endgültig abgeschlossen ist. Ich betrachte daher Bücher zum Thema Bildbearbeitung als sehr sinnvoll.
Wenn ich beginne, ein neues Foto zu bearbeiten, fange ich zuerst mit dem Import der Bilddatei in Lightroom an. Dort nehme ich allgemeine Korrekturen, wie die Anpassung des Weißabgleichs, die Festlegung des Bildausschnittes oder Profilkorrekturen vor. Erst danach folgt die Arbeit in Photoshop.
Begriffe wie Ebenenmasken, Tonwertkorrekturen oder verschiedene Freistellungstechniken sind meine Alltagswerkzeuge. Dabei ist der gesamte Arbeitsablauf auf eine non-destruktive Arbeitsweise ausgelegt und die Dateien werden bis ganz zum Schluss in einem verlustfreien Dateiformat gespeichert.
Ich rate daher, ausschließlich im Raw-Format zu fotografieren und nicht das komprimierte Jpeg-Format zu nutzen, um die bestmögliche Bildqualität zu erhalten.
Jan Christopher Becke: KYÔTO – Tempel und Gärten
Und wie gehen Sie bei der Vermarktung Ihrer Fotos, und speziell Ihrer Kalender, vor? Welche Kanäle und Möglichkeiten nutzen Sie?
Da der Vertrieb der Kalender über Calvendo erfolgt und ich nur die Bilder zur Verfügung stelle, habe ich verschiedene Buch- und Zeitschriftenläden auf dieses Angebot aufmerksam gemacht.
Ansonsten vermarkte ich meine Fotos fast ausschließlich in Form von Bildlizenzen über sogenannte Stockagenturen, wo die Agentur für den Vertrieb der Fotos zuständig ist.
Natürlich darf man mich auch persönlich kontaktieren, falls Interesse an meinen Fotomotiven besteht.
Nehmen Sie auch an Wettbewerben teil?
Ich habe bereits an verschiedenen Fotowettbewerben teilgenommen. Diese bieten eine gute Gelegenheit, sich intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen und die verschiedenen Sichtweisen anderer Fotografen kennenzulernen. Es ist sehr interessant zu sehen, welch unterschiedliche Arbeiten zu einem Thema eingereicht werden.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Steht demnächst wieder eine Reise an?
Im Moment befinde ich mich gerade in Korea und werde danach nach Japan weiterreisen, um dort die Kirschblüte zu fotografieren. Für dieses Jahr habe ich mir außerdem als Ziel eine Weltreise gesetzt. Ich möchte für mindestens ein halbes Jahr um den Globus reisen und fotografieren.
Ich begrüße außerdem sehr die neue, internationale Ausrichtung von Calvendo und das quadratische Kalenderformat, in dem ich in Zukunft weitere Kalender anbieten möchte.
Jan Christopher Becke: Venedig
Weitere Links:
CALVENDO-Produktgalerie: https://www.calvendo.de/galerie/autor/jan-christopher-becke/ Kontakt: mail@janbecke.de