Für Fotografen und andere Bildschaffende wird es zunehmend schwierig, von dieser Arbeit zu leben oder die Hobbyausgaben zu finanzieren. Stellt man die Frage „Was ist Kunst?“ finden selbst Experten selten eine befriedigende Antwort. Lautet die Frage jedoch „Was ist Kunst wert?“, heißt es oft lapidar „Kunst ist genau so viel wert wie jemand bereit ist, dafür auszugeben“.
Wir befragen Fotografen, Künstler und andere Kreative zu ihrer kreativen Arbeit und möchten wissen, wie sie die aktuelle Situation und Zukunft der Kreativschaffenden bewerten.
Ein Kurzinterview mit Mathias Csader (Fotograf)
Mathias Csader (Copyright: Mathias Csader)
Herr Csader, stellen Sie sich bitte vor, dass ein Kurator der Tate Modern über einen veröffentlichten Kalender auf Sie aufmerksam geworden ist. Er möchte von Ihnen in wenigen Sätzen wissen, wie Sie Ihre künstlichere Arbeit beschreiben. Was würden Sie ihm sagen?
Mathias Csader: Meine künstlerische Arbeit besteht weniger darin Kunst im eigentlichen Sinn zu erschaffen, wie es z.B. ein Maler oder Musiker macht, sondern den perfekten Moment für ein Bild zu erkennen. Das lässt sich auf alle Bereiche der Fotografie übertragen, in denen ich mich wohl fühle. Ob es nun eine außergewöhnliche Landschaft oder Person ist, eine interessante Architektur oder ein begeisterndes Auto, das macht in dieser Hinsicht keinen Unterschied. Ich laufe mit offenen Augen durch die Welt, um diese außergewöhnlichen Situationen zu finden. Man kann in einem Satz sagen, dass ich Personen, Landschaften oder Dinge in ein interessantes Licht rücke, damit das Bild eine Geschichte erzählt und dazu einlädt, mit den Augen und Gedanken zu verweilen und zu entdecken.
Was meinen Sie ist wichtiger für die lang anhaltende Karriere eines ambitionierten gestaltenden Künstlers? Frühe Anerkennung durch Kunstexperten oder schnelle Verkaufserfolge bei Medien bzw. künstlerischen Laien?
Mathias Csader: Das ist eine schwierige Frage. Ich muss zugeben, dass ich mich weniger in der Kunstszene als solches aufhalte. Die Fotografie ist für mich ein Ausgleich für das Alltägliche und eine Ausdrucksform. Natürlich möchte ich mit meinen Bildern die Menschen ansprechen und sie bewegen. Bei Auftragsarbeiten steht es im Vordergrund, die Probleme des Kunden so zu lösen, dass er ein tolles Produkt bekommt und ihm damit geholfen wird. Im Endeffekt müssen Fotos im professionellen Umfeld die Anforderungen und Erwartungen des Kunden übertreffen. Nur dann wird der Fotograf wieder gebucht und weiter empfohlen.
Private Projekte nutze ich, um meinen eigenen Stil weiter zu entwickeln und zu experimentieren. Das Ziel ist es nicht nur ein Abbild des Motivs zu erstellen, sondern auch Emotionen zu transportieren, die den Betrachter auf eine Gedanken- und Entdeckungsreise einladen. Ich glaube, dass beide angeführten Punkte (Kunstexperten, Medien) nicht über einen langanhaltenden Erfolg bestimmen, aber durchaus hilfreich sein können.
Irresistible smile (Foto: Mathias Csader)
Welche künstlerischen Vorbilder haben Sie? Was meinen Sie, war deren Schlüssel zum Erfolg? Was wenden Sie davon bereits an?
Mathias Csader: Art Wolfe. Seine Fotografien beeindrucken mich immer wieder. Er hat eine einmalige Bildsprache, die sich von der Masse abhebt. Es gibt nur wenige Fotografen, die z.B. ein Landschaftsfoto so künstlerisch gestalten können, dass es in Erinnerung bleibt und nicht austauschbar ist.
Der zweite Künstler ist Steve McCurry. Bei ihm denken die meisten erst einmal an das Portrait des afghanischen Mädchens, dass es auf die Titelseite der National Geographic gebracht hat. Wenn man sich seine Arbeiten aber genauer anschaut, kann man erkennen, dass dieses Foto kein Glückstreffer war. Seine Art, eine Verbindung zu den portraitierten Menschen herzustellen und ihre Persönlichkeit in seinen Fotos einzufangen, macht ihn für mich zu einem außergewöhnlichen Fotografen.
Ich denke bei beiden Künstlern ist es in erster Linie die Faszination und Verbundenheit zur ihren Motiven, die ihre Bilder so einzigartig machen. Es ist die Suche nach dem perfekten Foto. Sie interessieren sich intensiv dafür und investieren in Projekte oftmals Jahre. Diese Hartnäckigkeit und die Bereitschaft viele Entbehrungen auf sich zu nehmen, in Verbindung mit ihrem außergewöhnlichen Talent und ihrer großen Erfahrung, macht sie so erfolgreich.
Auch ich habe in den letzten Jahren angefangen mich intensiver mit den Motiven zu befassen und habe erkannt, dass außergewöhnliche Fotos Zeit und Ruhe erfordern. Es ist für mich wichtig geworden, Projekte über einen längeren Zeitraum auszulegen und „dran zu bleiben”.
Sunrise – Lanzarote, Spain (Foto: Mathias Csader)
Inwieweit verbessern innovative Vermarktungsplattformen für Bilder (z.B. Stockfoto-Agenturen) die Möglichkeiten der Kreativen entdeckt und anerkannt zu werden?
Mathias Csader: Es ist sicherlich eine Möglichkeit über Stockfoto-Agenturen etwas Geld zu verdienen. Aufgrund der Anforderungen der Agenturen und Kunden, die diese Plattformen nutzen, nämlich günstig an Fotos zur Illustration von Inhalten zu kommen, halte ich es allerdings nur für eine eingeschränkte Möglichkeit entdeckt und bekannt zu werden.
Es gibt aber auch Plattformen, die es dem Kunden ermöglichen, seine spezielle Bildidee und sein Budget vorzustellen. Diese Arbeitsweise finde ich sehr viel produktiver und zielgerichteter. Über diesen Weg ist es möglich sich aus der Menge hervorzuheben und seine Fotografien zu vermarkten.
Noch eine Frage in eigener Sache: Haben Sie die Veröffentlichung und den Verkauf von Kalendern als Einnahmequelle für sich in Erwägung gezogen?
Mathias Csader: Diese Möglichkeit habe ich bisher noch nicht in die engere Erwägung gezogen. In der Regel gestalte und fotografiere ich Bücher für spezielle Aufträge, aber es ist sicherlich etwas, worüber ich noch einmal nachdenken sollte.
Weiterführende Informationen zu Mathias Csader:
Website: https://natur-highlights.de
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Twitter: https://twitter.com/naturhighlights