Für Fotografen und andere Bildschaffende wird es zunehmend schwierig, von dieser Arbeit zu leben oder die Hobbyausgaben zu finanzieren. Stellt man die Frage „Was ist Kunst?“ finden selbst Experten selten eine befriedigende Antwort. Lautet die Frage jedoch „Was ist Kunst wert?“, heißt es oft lapidar „Kunst ist genau so viel wert wie jemand bereit ist, dafür auszugeben“.
Wir befragen Fotografen, Künstler und andere Kreative zu ihrer kreativen Arbeit und möchten wissen, wie sie die aktuelle Situation und Zukunft der Kreativschaffenden bewerten.
Ein Kurzinterview mit Daniel Stocker (Fotograf)
Herr Stocker, stellen Sie sich bitte vor, dass ein Kurator der Tate Modern über einen veröffentlichten Kalender auf Sie aufmerksam geworden ist. Er möchte von Ihnen in wenigen Sätzen wissen, wie Sie Ihre künstlichere Arbeit beschreiben. Was würden Sie ihm sagen?
Daniel Stocker: Das ist für mich keine einfache Antwort. Einerseits ist es wichtig, dass meine Arbeit einen gewissen Wiedererkennungswert hat. Betrachter meiner Bilder sollen dieses schon als ein Bild von mir erkennen können. Trotzdem will ich nicht immer die gleiche Art an Bildern machen. Sprich, ich will nicht immer nur Landschaften fotografieren oder nur Street. Für mich ist es ebenso wichtig mich immer wieder selbst neu zu erfinden und dabei auch den Betrachtern meiner Bilder was Neues zu präsentieren. Das ist die Schwierigkeit dabei: trotz des Neuen einen Wiedererkennungswert im Werk zu haben.
Es gibt für mich nichts Langweiligeres als immer die gleiche Art an Bildern zu zeigen und auch für mich selber zu fotografieren.
Was meinen Sie ist wichtiger für die lang anhaltende Karriere eines ambitionierten gestaltenden Künstlers? Frühe Anerkennung durch Kunstexperten oder schnelle Verkaufserfolge bei Medien bzw. künstlerischen Laien?
Daniel Stocker: Meiner Meinung nach ist es heutzutage eine Mischung aus beiden Aspekten. Es ist zum einen wichtig von Experten anerkannt zu werden, da diese auch weitere Kontakte haben. Zum anderen sind die Medien, insbesondere soziale Netzwerke, für einen Erfolg nicht mehr wegzudenken.
Welche künstlerischen Vorbilder haben Sie? Was meinen Sie, war deren Schlüssel zum Erfolg? Was wenden Sie davon bereits an?
Daniel Stocker: Ein sehr wichtiges Vorbild für mich war immer mein eigener Großvater. Er hat mich überhaupt erst zur Fotografie gebracht, indem ich immer wieder mit seiner alten Rollei 35 fotografieren durfte. Er hat mir auch immer wieder seine Bilder gezeigt und mir als Kind auch tolle Geschichten dazu erzählt.
Weiterhin ist für mich auch Jeff Mermelstein aus New York eine Art Vorbild. Ich habe auf YouTube eine Dokumentation über ihn gesehen und seine ganze Art hat mich sehr fasziniert. Die Bilder, die er macht, haben eine Aussage. Das hat mir sehr gefallen.
Inwieweit verbessern innovative Vermarktungsplattformen für Bilder (z.B. Stockfoto-Agenturen) die Möglichkeiten der Kreativen entdeckt und anerkannt zu werden?
Daniel Stocker: Künstler können über diese Plattformen sehr schnell ein großes Publikum erreichen. Allerdings ist das kein Garant dafür, dass der Künstler auch entdeckt wird. Da gehört mehr dazu. Es ist heutzutage genauso wichtig, dass der Künstler eine „Marke“ ist. Meiner Meinung nach muss sich ein Künstler regelrecht vermarkten. Es gehört also auch Marketing dazu, um erfolgreich zu sein. Sei es über eine eigene Internetseite, soziale Netzwerke oder auch in Foren aktiv zu sein.
Noch eine Frage in eigener Sache: Haben Sie die Veröffentlichung und den Verkauf von Kalendern als Einnahmequelle für sich in Erwägung gezogen?
Daniel Stocker: Darüber nachgedacht habe ich noch nicht. Ich bin bisher immer der Meinung gewesen, dass meine eigenen Bilder nicht so gut sind, um einen Kalender daraus zu machen. Ich betrachte meine eigenen Arbeiten immer sehr skeptisch und bin eher bescheiden. Das soll allerdings nicht heißen, dass ich demgegenüber abgeneigt bin.
Weiterführende Informationen zu Daniel Stocker:
Website: www.stockografie.de
Flickr: https://www.flickr.com/photos/fotostocki/
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Twitter: www.twitter.com/stockografie