Für Fotografen und andere Bildschaffende wird es zunehmend schwierig, von dieser Arbeit zu leben oder die Hobbyausgaben zu finanzieren. Stellt man die Frage „Was ist Kunst?“ finden selbst Experten selten eine befriedigende Antwort. Lautet die Frage jedoch „Was ist Kunst wert?“, heißt es oft lapidar „Kunst ist genau so viel wert wie jemand bereit ist, dafür auszugeben“.

Wir befragen Fotografen, Künstler und andere Kreative zu ihrer kreativen Arbeit und möchten wissen, wie sie die aktuelle Situation und Zukunft der Kreativschaffenden bewerten.

Ein Kurzinterview mit Achim Katzberg (Fotograf)

Achim Katzberg (Copyright: Roswitha Sparwasser)

Herr Katzberg, stellen Sie sich bitte vor, dass ein Kurator der Tate Modern über einen veröffentlichten Kalender auf Sie aufmerksam geworden ist. Er möchte von Ihnen in wenigen Sätzen wissen, wie Sie Ihre künstlichere Arbeit beschreiben. Was würden Sie ihm sagen?

Achim Katzberg: Der Schwerpunkt meiner Fotografien liegt in der künstlerischen Streetfotografie. Dabei sind meine Arbeiten in gleichem Maße Ausdruck meiner Faszination für Architektur und Design als auch meiner Liebe zum Menschen und zum Leben. Abweichend von einem Großteil der Streetfotografen liegt der Schwerpunkt meiner Streets weniger in der Erzählung, als vielmehr in der Geometrie, ohne jedoch die Erzählung zu vernachlässigen. Mit Unterstützung der Choreografie des Zufalls setze ich immer wieder Architektur, Stadt und Mensch in Szene.

Was meinen Sie ist wichtiger für die lang anhaltende Karriere eines ambitionierten gestaltenden Künstlers? Frühe Anerkennung durch Kunstexperten oder schnelle Verkaufserfolge bei Medien bzw. künstlerischen Laien?

Achim Katzberg: Ich bin davon überzeugt, dass die Anerkennung durch Kunst-Experten definitiv wichtiger ist. Die Frage ist nur, wie man die Kunst-Experten auf sich aufmerksam macht. Gerade jetzt, wo wir uns mitten in der Digitalisierung befinden, ist es deutlich leichter geworden, auf sich aufmerksam zu machen. Der lebende Beweis ist unser Interview. Ohne die Veröffentlichung meiner Fotos in Flickr, Facebook, 500px etc. wären Sie wahrscheinlich nie auf mich aufmerksam geworden. Deshalb ist meine Devise ganz klar: Ein Bild kann noch so gut sein, wenn es zu Hause in der Schublade liegt, wird es nie berühmt werden. Nicht zuletzt deshalb nutze ich die sozialen Medien sehr intensiv und meiner Meinung nach auch recht erfolgreich um Aufmerksamkeit zu generieren.   

Foto: Achim Katzberg

Welche künstlerischen Vorbilder haben Sie? Was meinen Sie, war deren Schlüssel zum Erfolg? Was wenden Sie davon bereits an?

Achim Katzberg: Ich persönlich bin jetzt nicht wirklich der Typ der sich an DEM Vorbild orientiert. Dazu gibt es zu viele sehr, sehr gute Fotografen, ganz unabhängig vom Genre. Das ist auch für Genres gültig, die ich selbst nicht oder kaum bediene, wie zum Beispiel Blumen, Landschaften oder Tierfotografie. Trotzdem gibt es hier sehr gute Fotos, die ich mir auch immer wieder gerne anschaue. Mit Blick auf die Straßenfotografie mag ich die Arbeiten der Klassiker, wie Henri Cartier-Bresson, Vivian Maier oder Elliott Erwitt sehr.
Neben dem untrüglichen Instinkt für den Moment zeigen die Arbeiten nahezu immer einen klaren Bildaufbau, der sich auch in meinen Arbeiten wiederfindet. Überhaupt spielt für mich die Bildkomposition eine sehr große Rolle bei meinen Arbeiten. Des Weiteren haben Fotografen wie Vivian Maier davon profitiert mit einer kleinen unscheinbaren oder unauffälligen Kamera fotografieren zu können, die zu der Zeit noch nicht wirklich bekannt und unterschätzt war.
Auf der Straße nutze ich diesen Vorteil noch heute, da man mit großen Spiegelreflexkameras doch ganz anders wahrgenommen wird und damit die Situation nicht mehr die ist, als wäre man unbeobachtet geblieben.
Ach ja … durch Elliott Erwitt bin ich dann zwischendurch auch mal auf den Hund gekommen 😎 und Harald Mante, den ich mal persönlich kennen lernen durfte, hat die Liebe zu fotografischen Serien in mir geweckt. 

Foto: Achim Katzberg

Inwieweit verbessern innovative Vermarktungsplattformen für Bilder (z.B. Stockfoto-Agenturen) die Möglichkeiten der Kreativen entdeckt und anerkannt zu werden?  

Achim Katzberg: Bei Vermarktungsplattformen greift mit Blick auf die Aufmerksamkeit und Anerkennung vom Grundsatz her das bereits zu den sozialen Netzwerken Gesagte. Allerdings sollte man sich meiner Meinung nach sehr gut überlegen, was man über diese Plattformen anbietet. In der Regel geht es bei den Vermarktungsplattformen darum große Mengen zu verkaufen. Meist zu relativ günstigen Konditionen. Der Kunstmarkt dagegen lebt eher von der Verknappung. Abweichungen und Preisunterschiede auf verschiedenen Plattformen würden einen „Imageschaden“ mit sich bringen, da der Künstler unglaubwürdig wird. Schlussendlich führt das dann wieder zum Verlust der Anerkennung.
Ich persönlich nutze diese Plattformen nicht, kann mir aber durchaus vorstellen, dass man in der Fotografie darüber durchaus entdeckt wird und dies zu Anerkennung führen kann. Der Künstler sollte dann vielleicht seine Arbeiten in mehrere Kategorien aufteilen, z.B. Modekunst, die er sowohl digital oder auch in Form von Fachabzügen etc. über innovative Vermarktungsplattformen anbietet, und Kunst, für die er über andere Vertriebswege, wie zum Beispiel Galerien, in limitierten Stückzahlen zu höheren Preisen vermarktet. 

Foto: Achim Katzberg

Noch eine Frage in eigener Sache: Haben Sie die Veröffentlichung und den Verkauf von Kalendern als Einnahmequelle für sich in Erwägung gezogen?

Achim Katzberg: Den Verkauf von Kalendern habe ich für mich nicht nur in Erwägung gezogen, sondern bereits seit dem Kalenderjahr 2013 umgesetzt. Dabei habe ich mich im Jahr 2012 für einen kleinen Tischkalender im Postkartenformat in einer Kalenderbox entschieden, den ich in den letzten Jahren jeweils rund 100x im Direktvertrieb verkauft habe. Der Kalender für 2016 ist gerade in der Produktion. 

Weiterführende Informationen zu Achim Katzberg:

Website: www.querformat-fotografie.de

Facebook: https://www.facebook.com/querformat.fotografie

Flickr: https://www.flickr.com/photos/achimkatzberg/

500px: https://500px.com/querformat