Fotografie mit Herz, weil halbherzige Dinge einfach nicht funktionieren

CALVENDO-Autor Henrik Spranz ist überzeugt, dass halbherzige Dinge nicht gut funktionieren und der Spaß und die eigene Weiterentwicklung wichtig für das erfolgreiche Fotografieren sind. Für seine wunderbaren Motive hat er bereits einige renommierte Auszeichnungen erhalten und von CALVENDO erhielt er für seinen Kalender „MakRomantik“ den Jurypreis in der Kategorie Makrofotografie.

In unserem Interview erfahren Sie mehr über Henrik Spranz:

Henrik-Spranz

Henrik Spranz (Foto: Perdita Petzl)

Herr Spranz, Sie konzentrieren sich fotografisch hauptsächlich auf die Bereiche Natur-, Landschafts- und Makrofotografie. Was fasziniert Sie daran am meisten?

Ich bin gerne in der Natur – vor allem früh am Morgen, wenn die Welt noch zu schlafen scheint und langsam erwacht. Für mich ist die Fotografie nicht nur die reine Abbildung des Gesehenen. Ich möchte auch den Moment und das Gefühl des Moments transportieren.

Haben Sie ein Lieblingsmotiv? Welches?

Das ist jetzt keine einfache Frage. Ich mag Küstenlandschaften sehr gerne, liebe Schmetterlinge und Orchideen, aber ganz besonders haben es mir kleine Nager wie Ziesel, Feldhamster oder Wildkaninchen angetan – von ihnen gehe ich meist mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause.

Welche Ausrüstung ist für Sie dafür unentbehrlich?

Außer meiner Kamera und einer Sammlung von Objektiven habe ich immer Stativ oder Beanbag, Diffusoren und Reflektoren für Makroaufnahmen oder diverse Filter für die Landschaftsfotografie dabei.

Wie würden Sie Ihre persönliche Handschrift beschreiben? Welcher Linie folgen Sie?

Man sagt mir eine gewisse romantische Bildanmutung in meinen Fotos nach – und das stimmt wohl auch. Dazu tragen das zumeist weiche Licht und die Gestaltung des Bildhintergrundes bei. Wenn möglich versuche ich mit meinen Bildern auch eine kleine Geschichte zu erzählen. Dabei ist mir auch die handwerkliche Qualität wichtig.

Henrik-Spranz_ZieselHenrik Spranz: Ziesel


Welche Ansprüche stellen Sie an Ihre Werke? Wann können Sie sagen: „Dieses Foto ist für mich jetzt perfekt.“

Sehr hohe Ansprüche – ich könnte es mir jetzt einfach machen und sagen: „Ein Foto ist für mich perfekt, wenn ich nichts mehr zu verbessern weiß.“ Neben einer gewissen Qualität meiner Fotos sind für mich der Bildeindruck, das Licht und die Komposition sehr wichtig. Wenn das zusammen kommt und das Bild dann noch eine Geschichte erzählt oder das Gefühl des Moments transportiert, habe ich erreicht, was ich möchte. Es dann aber als perfekt zu bezeichnen würde mir den Raum für mein andauerndes Lernen und die weitere Verbesserung meiner Fotografie eingrenzen.

Was hat Sie motiviert, sich verstärkt der Fotografie zu widmen?

Ich fotografiere schon seit dem Jahr 2006. Damals habe ich wie so viele mit ein wenig Reisefotografie begonnen, bin dann aber schnell an technische Grenzen gestoßen und habe mich dann hingesetzt und die technischen Grundlagen mit einem Buch erarbeitet und mit gleichzeitigem Ausprobieren gefestigt.
Danach war die Fotografie ein jahrelanger Begleiter, aber erst seit dem vorletzten Jahr habe ich mich sehr intensiv mit der Makro- und Tierfotografie beschäftigt. Das hat sicher auch mit meiner Lebensgefährtin zu tun, mit der ich so gut wie jedes Wochenende fotografisch unterwegs bin und wir uns gegenseitig anspornen.

Gibt es ein Thema oder einen Bereich, den Sie noch auf Ihrer Wunschliste haben und gerne mal ausprobieren möchten?

Ich möchte mehr experimentieren. Da ich gerne an internationalen Wettbewerben teilnehme, die bei der Nachbearbeitung der Fotos recht restriktive Regeln besitzen und ich deshalb danach trachte, die Nachbearbeitung in Photoshop in Grenzen zu halten, möchte ich mich vor allem in der experimentelle Fotografie mithilfe kamerainterner Funktionen oder sonstigen Tricks und Kniffen weiter versuchen – wie zum Beispiel Doppelbelichtungen.
Auch die Personenfotografie möchte ich wiederbeleben, aber sie kommt durch die viele Zeit in der Natur momentan einfach zu kurz.

Henrik-Spranz_Naturfotografie
Henrik Spranz: Naturfotografie

Erzählen Sie uns von einer Fotosituation, die Ihnen ganz besonders im Gedächtnis geblieben ist.

Mein Foto eines Rehs im Sprung auf dem Wiener Zentralfriedhof wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Ich hatte nur circa 10 Sekunden Zeit nachdem ich die Rehe kommen hörte. In dieser Zeit warf ich mich auf den Boden, legte das schwere Tele auf meinen Rucksack, kontrollierte alle Einstellungen, legte den Fokus auf eine Reihe Grabsteine, weil ich die Rehe dort erwartet habe und versuchte noch eine passende Komposition zu finden. Das war ein wirklicher Adrenalinschub und die Freude war groß als das Foto im Kasten war.

Sie haben für Ihre Fotografien bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten und verzeichnen einige Veröffentlichungen in namhaften Medien. Was waren für Sie die wichtigsten Bausteine auf dem Weg zum Erfolg? Haben Sie eine Art Geheimrezept?

Viele unterschätzen die Arbeit, die nicht alleine in der Fotografie steckt. Es ist wichtig seine eigene Arbeit zu reflektieren – und das auch kritisch, seine eigenen Ansprüche immer höher zu schrauben und nie stehen zu bleiben. Hat man dann aber eine Stufe erreicht, von der man in diesem Moment überzeugt ist, sollte man das auch so verkörpern und seine Fotos einreichen. Das habe ich bei vielen Wettbewerben getan und dabei natürlich auch Niederlagen eingesteckt. Ohne dieses konsequente Einreichen bei Wettbewerben oder in Online-Galerien, wie der von Canon Europe, hätte Canon kein Video mit mir gedreht und der Wettbewerbserfolg wäre ausgeblieben.

Ein Geheimrezept habe ich keines, aber ohne einen gewissen Ehrgeiz und die eigenen hohen Ansprüche ist Erfolg nur schwer möglich. Man sollte sich auch von anfänglichen Misserfolgen nicht entmutigen lassen – vor allem wenn man experimentiert und aus der Reihe tanzende Bilder nicht auf vorderen Plätzen landen.

Henrik-Spranz_MakRomantik
Henrik Spranz: MakRomantik

Ihr Kalenderprojekt „MakRomantik“ wurde in diesem Jahr mit dem CALVENDO-Jurypreis in der Kategorie Makrofotografie ausgezeichnet. Können Sie uns etwas mehr zu diesem Projekt erzählen? Gibt es zu diesem Kalender eine Geschichte, die Sie mit uns teilen möchten?

Diese Auszeichnung hat mich sehr gefreut – insbesondere, da ich die Makrofotografie ja erst seit anderthalb Jahren wirklich intensiv verfolge.
Der Kalender selbst spiegelt auch die Entwicklung meiner Makrofotografie im letzten Jahr wider und dokumentiert damit eine Stilentwicklung, die sich sicher noch fortsetzen wird. Dieses Jahr wird es sicher einen neuen Kalender geben, der einerseits erkennbar diesem verwandt, aber doch auch spürbar anders, bestimmt auch noch experimentierfreudiger ausfallen wird.

Mein Lieblingsbild hat auch den Platz auf dem Titelbild bekommen. Die Sandwespe vor dem Licht der aufgehenden Sonne hat für mich eine ganz besondere Wirkung und ich kann mich noch sehr gut an den Tag der Entstehung erinnern.

Warum haben Sie auch Kalender als Veröffentlichungsart für Ihre Fotos gewählt? Was gefällt Ihnen an dieser Möglichkeit des Publizierens am meisten?

Ein Foto steht ganz alleine, ein Kalender begleitet den Betrachter über das ganze Jahr und ich finde es schön sich vorzustellen, dass jemand sich einfach freut das nächste Blatt aufzuschlagen.

Henrik-Spranz-MakRomantik
Henrik Spranz: MakRomantik

Können Sie etwas über Ihre Erfahrungen mit CALVENDO berichten? Wo sehen Sie die Vorteile von CALVENDO? Was ist Ihrer Meinung nach verbesserungswürdig?

Grundsätzlich finde ich Calvendo eine wirklich tolle Sache für uns Fotografen – vor allem auch die Amateurfotografen – nicht nur, um Menschen mit Fotos zu erfreuen, tolles Feedback zu bekommen, sondern auch für den immensen Aufwand für Ausrüstung und Zeit ein wenig  finanzielle Entschädigung zu erhalten.

Leider ist es neben der Arbeit, Fotografie und dem Zeitaufwand für Publikationen und Wettbewerbsteilnahmen nicht einfach meine Kalender zu bewerben, aber dafür kann Calvendo nichts.

Das Preis- und Provisionsmodell bedarf vielleicht einer Überarbeitung – zumindest sollte es transparenter gestaltet werden.

Welche Tipps können Sie anderen Kreativen geben? Wovon raten Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen ab?

Ich bin noch ein Neuling im ‚Kalendergeschäft‘, aber zur Fotografie kann ich vielleicht etwas sagen: halbherzige Dinge funktionieren nicht. Ich kann mir nicht vorstellen sehr viele Bereiche der Fotografie auf hohem Niveau abzudecken.
Allerdings können Ausflüge in andere Genres wieder Inspirationen für die Hauptgebiete liefern. Man sollte vor allem das tun, was einem an meisten Spaß macht und sich nie auf einem vermeintlichen Erfolg ausruhen. Die Weiterentwicklung ist das halbe Vergnügen an der Sache.

Was steht bei Ihnen in den nächsten Monaten an? Welche Projekte sind bei Ihnen noch in Planung?

Dieses Jahr wird es sicher wieder mehrere Kalenderprojekte geben – auch ein Landschaftskalender (Küstenlandschaften wie z.B. Cornwall, Sardinien, Lanzarote) wird entstehen. Des Weiteren wird es einen Tierkalender geben, vielleicht auch einen speziell für die Urbane Wildlife-Fotografie, und auf den neuen Makrokalender bin ich jetzt schon selbst gespannt :).

Weitere Informationen:

Facebook: https://facebook.com/fotomat
Website: https://spranz.org
500px: https://500px.com/fotomat
Twitter: https://twitter.com/fotomat_at
Instagram: https://www.instagram.com/henrik_spranz/
CALVENDO-Galerie: https://www.calvendo.de/galerie/autor/henrik-spranz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert