
Sven Melisch hat mit seinem Werk „Dienst nach Vorschrift“ den CALVENDO-KI Award 2025 in der Kategorie „Humor im Beruf“ gewonnen. Sein Werk überzeugte mit treffend inszenierten Tiermotiven, die das Thema „innere Kündigung“ im Arbeitsalltag augenzwinkernd illustrieren – eine optische Mischung aus Gelassenheit, Ironie und Melancholie.
Die Preisverleihung fand auf der Frankfurter Buchmesse statt. Wir haben im Nachgang die Gelegenheit genutzt, Herrn Melisch einige Fragen zu stellen.
Herr Melisch, Sie sind Grafikdesigner und beschäftige sich schon seit 1998 mit digitaler Kunst. Mit welchen Erwartungen sind Sie 2022 als Profi an das Thema „Bildgestaltung mit KI“ herangegangen?
Als ich 2022 zum ersten Mal bewusst auf KI-Bildgestaltung gestoßen bin, habe ich ehrlich gesagt keine großen Erwartungen gehabt. Ich habe zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich mit Photoshop und Illustrator gearbeitet.
Ich wusste zwar, dass es KI-Modelle gab, aber ich bin nicht davon ausgegangen, dass sie mir in meiner Arbeit wirklich helfen könnten. Irgendwann bin ich dann über einen Blogartikel gestolpert, in dem jemand von seinen Experimenten mit KI-Bildgenerierung erzählte – und da hat die Neugier gesiegt.
Im Rückblick kann man die Technik von damals aber kaum mit heute vergleichen. Die Entwicklung seit 2022 ist so rasant, dass es sich anfühlt, als hätte jemand in kurzer Zeit auf den Turbo gedrückt. Die Qualitätssprünge sind enorm.
Waren Sie nach den ersten Versuchen aus persönlicher und beruflicher Sicht von der Technik eher positiv oder negativ überrascht?
Ich war positiv überrascht – aber auf eine sehr nüchterne Art. Die Ergebnisse waren damals noch weit entfernt von „druckreif“, aber sie hatten etwas Spielerisches. Besonders für Ideenskizzen, Stimmungen und ungewöhnliche Impulse war KI plötzlich ein gutes Werkzeug.
Für präzise, saubere Arbeiten war die Technik damals noch nicht geeignet. Aber mir war klar: Das ist der Anfang einer Entwicklung. Ich wollte unbedingt beobachten, wie schnell das weitergeht. Und genau das hat sich bestätigt – heute ist die KI nicht nur ein Werkzeug, sondern manchmal auch ein Ideengeber, wenn ich mich gedanklich festfahre.
Ihr Kalender, der den KI-Award 2025 in der Kategorie „Humor im Beruf“ gewonnen hat, beeindruckt durch seine konsequente Bildsprache. Wir vermuten, dass hinter jedem Motiv deutlich mehr steckt als ein einfacher KI-Output. Wie aufwendig war die Vorbereitung und Nachbearbeitung der einzelnen Bilder?
Der Aufwand war tatsächlich recht hoch. Ein Motiv ist selten beim ersten Versuch „da“. Bis ein Bild entsteht, können schnell mehrere Stunden vergehen – allein schon, weil ich viele Varianten durchspiele.
Manchmal fehlen Details, manchmal sind zu viele vorhanden. Und oft passiert die eigentliche Bildentstehung erst in der Nachbearbeitung: Jedes Bild ist in Photoshop noch einmal überarbeitet worden – mal nur fein retuschiert, mal fast komplett neu aufgebaut.
Noch sind KI-Bilder keine fertigen Werke. Sie sind Rohmaterial. Das „Werk“ entsteht in der Auswahl, im Feinschliff und im künstlerischen Blick fürs Wesentliche.


Welche KI-Tools und Programme zur digitalen Bildbearbeitung nutzen Sie derzeit am häufigsten? Haben Sie einen Tipp, den Sie anderen Kreativen weitergeben würden?
Ich arbeite aktuell mit unterschiedlichen Modellen, je nachdem, was ich benötige. Für den Feinschliff ist Photoshop nach wie vor mein wichtigstes Werkzeug.
Mein Tipp wäre: Nicht erwarten, dass KI die Arbeit übernimmt.
KI ist gut darin, Türen aufzustoßen, Motive zu entdecken auf die man selbst vielleicht nicht gekommen wäre. Aber am Ende braucht es immer den Blick, die Haltung und die Entscheidung des Künstlers oder der Künstlerin.
Ich habe letztens einen interessanten Satz gelesen. „KI ist Pinsel, nicht Maler“
Vor drei Jahren haben Sie Ihren ersten Kalender bei CALVENDO veröffentlicht. Was hat Sie damals zu diesem Schritt motiviert – und welche Vorteile sehen Sie in der Zusammenarbeit mit CALVENDO?
Ursprünglich war es ganz einfach: Ich wollte einen Kalender erstellen und dachte, Print-on-Demand sei der unkomplizierteste Weg. Mir war damals gar nicht bewusst, was es im Hintergrund alles braucht – ISBN, Vertrieb, Buchhandel, Abbildung in Shops und Datenbanken.
Über die Recherche bin ich dann auf CALVENDO gestoßen. Ich habe mich angemeldet, wollte es „einfach mal ausprobieren“ – und plötzlich gab es erste Verkäufe.
Der große Vorteil an CALVENDO ist für mich, dass ich mich auf die Gestaltung konzentrieren kann. Die ganze Verkaufslogistik, die Produktion, der Handel – das wird abgenommen. Das ist sehr viel wert.
Haben Sie selbst Schritte unternommen, um Ihre Werke bei Zielgruppen bekannt zu machen? Und welches Feedback haben Sie aus Ihrem beruflichen oder privaten Umfeld erhalten?
Da bin ich tatsächlich noch im Aufbau. Ich habe bisher sehr wenig aktiv beworben. Das Feedback aus meinem beruflichen und privaten Umfeld war durchweg positiv – viele sind überrascht, wie die Kalender entstehen und wie stark KI und klassische Bildbearbeitung dabei miteinander verwoben sind.
Erst wenn man den Prozess erklärt, verstehen viele, dass es eben nicht „Knopf drücken und fertig“ ist.
Einige CALVENDO- Autoren entwickeln bereits thematische KI-Reihen, etwa zur Weltliteratur. Reizt Sie der Gedanke, nach Ihrem Award-Gewinn etwas Ähnliches umzusetzen – vielleicht mit einer humorvollen Idee als rotem Faden?
Ja, ich habe bereits einige Ideen für neue Kalenderreihen, die ich im kommenden Jahr umsetzen möchte. Bei der Geschwindigkeit, mit der sich KI entwickelt, bin ich selbst gespannt, wie sich mein Arbeitsprozess verändern wird. Ich glaube, es wird ein sehr kreatives Jahr.
Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Melisch! Und wir sind schon sehr gespannt auf Ihre neue Kalenderreihe.
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