Wandkalender sind ein Gesamtkunstwerk

Wir setzen unsere Interviewreihe mit unseren CALVENDO-Autoren weiter fort und wollen Ihnen in den nächsten Monaten wieder zahlreiche Fotografen, Illustratoren, Künstler, Designer und Kreative vorstellen, die zum Beispiel besonders erfolgreiche und außergewöhnliche Projekte veröffentlicht haben und die Ihnen ihre „Geheimrezepte“ sowie ein paar Tipps und Tricks verraten.

Heute stellen wir Ihnen Lucy M. Laube vor. Die Journalistin, Autorin und Übersetzerin hat bereits einige Kalender in Deutsch, Englisch und Französisch bei CALVENDO veröffentlicht und berichtet in diesem Interview u.a. über ihre Erfahrungen mit der Kalendergestaltung und –vermarktung.

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Lucy M. Laube
(Copyright: Lucy M. Laube)

Liebe Frau Laube, wie hat sich Ihre Leidenschaft für die Fotografie entwickelt? Was fasziniert Sie an der Fotografie am meisten?

Schon als Kind habe ich gerne mit der Ritsch-Ratsch-Pocketkamera fotografiert. Mit 16 habe ich ein Schulpraktikum in einem Fotoatelier gemacht und mich dort insbesondere mit der Entwicklung von Schwarzweiß-Fotos und der Retusche alter Familienfotografien – damals war das alles noch Handarbeit – beschäftigt. Das hat mir irre viel Spaß gemacht.
In den folgenden Jahren war ich häufiger im Fotolabor „meines“ Jugendzentrums anzutreffen, habe diverse Fotokurse belegt und später, mit dem Umstieg auf die Digitalfotografie, auch die digitale Bildbearbeitung für mich entdeckt. Zunächst habe ich vor allem mit Photoshop gearbeitet, heute nutze ich auch gerne GIMP.

An der Fotografie fasziniert mich die Möglichkeit, einen Ausschnitt der Wirklichkeit festhalten zu können, gerne aus ungewohnter Perspektive, und diesen gegebenenfalls zu einem Kunstwerk abstrahieren zu können. Es gibt da ja unendliche Möglichkeiten.

Welches sind Ihre Themenschwerpunkte? Warum haben Sie sich gerade diesen Themen besonders zugewandt?

Klare Themenschwerpunkte habe ich nicht. Ich mag es, ganz unterschiedliche Sachen zu machen. Das hat allerdings den Nachteil, dass man ohne klaren Schwerpunkt weniger wahrgenommen und erinnert wird.
Besonders angetan hat es mir die Makrofotografie, aber auch Landschaften und Tiere fotografiere ich gerne. Alles, was mit Menschen zu tun hat, ist ja leider rechtlich ein heikles Feld, auch wenn es seine Berechtigung hat – sonst würde ich da sicher mehr machen.

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Lucy M. Laube: Die Hühner sind los!


Welche Ansprüche stellen Sie an Ihre fotografische Arbeit als Fotografin?

Nun, in Bezug auf Calvendo gilt es, nicht nur Bilder zu schaffen, die mir selbst gefallen, sondern Projekte zu erstellen, die möglichst viele potentielle Käufer ansprechen. Die jeweilige Gewichtung fällt dabei durchaus unterschiedlich aus.
Mein Anspruch an mich selbst ist es, besser zu werden und dazuzulernen. Ich möchte Bilder schaffen, die mir selbst auch nach Jahren noch gefallen. Bilder, die sich von der Masse abheben und – wie ein guter Song – etwas tief im Innern ansprechen.

Warum haben Sie Kalender als Veröffentlichungsart für Ihre Fotos gewählt? Was gefällt Ihnen an dieser Möglichkeit des Publizierens am meisten?

Im Gegensatz zum Verkauf einzelner Bilder betrachte ich einen Wandkalender als Gesamtkunstwerk aus Bild, Text und Layout. Es entstehen dazu immer wieder neue Ideen. Die Gesamtkomposition gefällt mir.

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Lucy M. Laube: Holzhäuser in Irkutsk

Welche sind Ihre persönlichen Lieblingskalender? Verbinden Sie mit diesen Projekten eine besondere Erinnerung oder Geschichte?

Zu meinen Lieblingen gehören die „Holzhäuser in Irkutsk“. Ich mag einfach die Stimmung dieses Kalenders.
Weitere Lieblinge – man kann doch mehrere haben!? – sind meine Vigeland-Kalender. Auf den Osloer Skulpturenpark hat mich ein befreundeter Fotograf aus Hamburg aufmerksam gemacht, und ich hätte locker eine ganze Woche darin verbringen können, so fasziniert war ich von der Ausstrahlung der Skulpturen.
Außerdem mag ich sehr den englischen Kalender „Water reflections in the harbour“ und meine Schiffsdetails „Wind und Wellen und Seemannsgarn“. Beide Kalender regen zum Träumen an. Und außerdem …, gut, ich hör ja schon auf ;-).

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Lucy M. Laube: Vigeland Skulpturen Park Oslo


Sie sind eine von wenigen Autoren, die bei CALVENDO Kalender sowohl in Deutsch als auch auf Englisch und Französisch veröffentlicht hat. Sind Sie allen drei Sprachen gleichermaßen mächtig oder haben Sie sich Hilfe holen müssen?

Die deutsche und die englische Sprache sind für mich als freie Journalistin, Autorin und Übersetzerin mein berufliches Kerngeschäft und gehen mir leicht von der Hand. Dazu tragen vor allem meine beiden Auslandsjahre in Irland bei.
Mein Schulfranzösisch ist indes arg eingerostet, deshalb habe ich die Texte für die französischen Projekte von einer Freundin übersetzen lassen, die Französischlehrerin ist. Da ich ihre Zeit nicht zu sehr strapazieren möchte, gibt es bislang nur wenige französische Kalender von mir.

Wie zufrieden sind Sie mit den bisherigen Verkäufen, sowohl im In- und Ausland? Haben Sie einen Bestseller?

Natürlich wären mehr Verkäufe immer wünschenswert. Riesige Stückzahlen dürften die wenigsten Calvendo-Kalender erreichen. Dennoch bin ich mit den Verkäufen im Inland zufrieden – bei einigen Projekten wurden meine Erwartungen übertroffen. Die Verkäufe im Ausland sind bislang verhalten, das wird sich hoffentlich noch ändern.
Ich bin gespannt, was diese Saison, die ja noch in vollem Gange ist, am Ende bringen wird. Eine Gesamtstatistik führe ich bislang nicht, deshalb kann ich nur „gefühlt“ sagen, dass die Kalender „Vulkaninsel Lanzarote“ und „Alte Apfelsorten für Allergiker“ zu meinen Bestsellern gehören.

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Lucy M. Laube: Alte Apfelsorten für Allergiker

Können Sie uns etwas über Ihre Erfahrungen mit CALVENDO erzählen? Was gefällt Ihnen an Calvendo am meisten? Was ist Ihrer Meinung nach verbesserungswürdig?

An Calvendo gefällt mir besonders die Möglichkeit, Projekte erstellen und anbieten zu können, ohne finanziell in Vorleistung gehen zu müssen. Somit ist es auch möglich, Nischenthemen auszuprobieren.
Außerdem ist es natürlich toll, dass die Kalender in vielen Shops weltweit erhältlich sind und via ISBN in jeder Buchhandlung bestellt werden können.

Zu meinen Wünschen an Calvendo gehören mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Weitere und vor allem ausgefallenere Kalendarien wären schön, ebenso wie eine größere Auswahl an Schriftarten. Auch wäre es in einzelnen Fällen wünschenswert, die Schrift auf dem Cover größer zu machen, als es die derzeitige Maximalgröße zulässt.
Natürlich hätte ich auch gegen eine großzügigere Ausschüttung an die Autoren nichts einzuwenden, da Calvendo für mich nicht nur Hobby, sondern eine meiner Einkommensquellen ist.

Wo sehen Sie die Herausforderungen bei der Kalender-Erstellung? Ist es für Fotografen und Kreative einfach „Kalender zu machen“?

Es ist relativ einfach, einen Kalender zu machen. Einen wirklich guten Kalender zu machen, ist gleich sehr viel weniger einfach.
Dazu gehören meiner Ansicht nach nicht nur gute Fotos oder Bilder. Vielmehr müssen diese einzelnen Bilder miteinander harmonieren, ebenso mit der Farbe und dem Layout des Kalendariums. Das Cover muss Aufmerksamkeit erregen.
Und, für mich als hauptberuflich Schreibende ist das ganz wichtig, auch die Produktbeschreibung bzw. der Werbetext müssen sitzen. Dazu gehören für mich die weitgehende Vermeidung ausgelatschter Floskeln, ebenso wie eine Überhöhung der eigenen Person und Leistung – und eine korrekte Rechtschreibung und Grammatik.

Lucy-Laube_Natures-CostumeLucy M. Laube: Nature’s Costume


Wir raten unseren Autoren, eigenes Marketing für ihre Projekte zu betreiben. Welche Kanäle und Möglichkeiten nutzen Sie, um Ihre Kalender zu vermarkten?

Ich mache meine Kalender hauptsächlich über Facebook bekannt. Seltener nutze ich auch Google+ und Twitter dazu. Außerdem sind alle meine Kalender bei Pinterest zu finden. Speziell die Regionalkalender stelle ich, sofern ich die Zeit finde, per Pressemitteilung lokalen Zeitungen vor. Ich habe schon bei einzelnen Projekten Buchhandlungen angeschrieben, als Probelauf Ansichtsexemplare zur Auslage bereitgestellt und verlinke in meiner E-Mail-Signatur auf meine Autorenseite bei Calvendo.
Für ein Gewinnspiel eines Anbieters von Reisen in die Mongolei habe ich einmal drei Exemplare meines Mongolei-Kalenders als Gewinn zur Verfügung gestellt.

Welche Tipps können Sie anderen Kreativen geben? Wovon raten Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen ab?

Es ist sicherlich sinnvoll, vor dem Beginn eines neuen Projektes einmal in der Produktgalerie von Calvendo nachzusehen, ob bzw. was es zu dem Thema schon gibt. Und sich dann nach Möglichkeit davon abzuheben. Inspiration ist eine Sache, aber Ideenklau ist aus meiner Sicht ein No-Go.
Pressemitteilungen lohnen sich meiner Erfahrung nach vor allem bei Regionalkalendern – je lokaler, desto besser. Große Städte sind schwieriger, noch schwieriger sind Projekte ohne klare Zielgruppe, wie beispielsweise meine Wasserspiegelungen. Dazu nehme ich gerne Tipps entgegen ;-).
Ich rate dazu, sich auch mit dem Text ausführlich zu befassen. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber wenn ich Floskeln wie „ist immer eine Reise wert“ lese, ist mein Interesse an den Fotos schlagartig dahin.

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Lucy M. Laube: Bremer Blockland – Landleben in der Großstadt


Welche Projekte haben Sie noch in der Schublade liegen? Was haben Sie sich für die nächsten Monate vorgenommen?

Da ich gerade im Urlaub auf Fuerteventura war, bin ich aktuell dabei, die vielen Hunderte Fotos auf Kalendertauglichkeit hin zu sichten. Ich hoffe doch, dass es mindestens einen Fuerteventura-Kalender von mir geben wird. Zusätzlich habe ich zu den neuen Fotos noch ein paar speziellere Ideen, die aber noch etwas reifen müssen … Neben der Realisierung neuer Kalender-Projekte steht weit oben auf meiner Liste eine neue Homepage, auf der ich die Kalender angemessen präsentieren kann. Außerdem möchte ich mich intensiver mit InDesign beschäftigen, um meine Gestaltungsmöglichkeiten zu erweitern.
Weiterführende Informationen:

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Lucy-Laube_Vegesacker-Hafenspiegelungen
Lucy M. Laube: Vegesacker Hafenspiegelungen

4 Gedanken zu „Wandkalender sind ein Gesamtkunstwerk

  1. Oh, vielen Dank, liebe Andrea! Wenn ich mich recht entsinne, bin ich über Dich und Deine schönen Kalender (wobei ich Deine Idee mit dem Demenz-Kalender ganz besonders toll fand und finde) erst auf Calvendo gekommen.

    Viele liebe Grüße
    Lucy

  2. Ich finde es sehr interessant Ihre Ideen und Kalender die sehr schön sind. Ich habe nur wenige Kalender veröffentlicht und werde mich noch mehr überlegen müssen was ich mache. Es ist klar dass der Geschmack der Menschen sehr unterschiedlich ist und gerade das ist für mich ein Problem, und wie ich lese für Sie auch. Ihre Hafenspiegelungen, klasse Bilder doch wenig Erfolg. Regional ?, ja, mein ersten Kalender war Jujuy-Argentinien, superregional. Die Fotos wurden von viele Argentinier als „Klasse“ empfunden, doch hier sehr mässige Erfolg. Und je mehr kulturell interessant die Fotos sind, desto weniger Erfolg. Ich empfinde ein Fotokalender die mir das ganze Jahr „ähnliches“ zeigt als langweilig, aber scheint es dass viele es bevorzügen. Man lernt nie aus. Wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und bedanke mich für diesen Interview.

    • Danke für Ihren Kommentar, Herr Spiller! Ich denke, es sind viele Faktoren und auch Zufall im Spiel, was den Erfolg eines Kalenders angeht. Bei meinen Hafenspiegelungen habe ich klar das Problem, dass kein Mensch, der nicht von der Existenz des Kalenders weiß, nach Hafenspiegelungen im Bremer Museumshafen suchen wird. Allerdings gibt es auch positive Überraschungen. Zum Beispiel ist mein Olchon-Kalender (Insel im Baikalsee) schon relativ oft gekauft worden, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich kann da natürlich nur spekulieren, dass es womöglich hier lebende Landsleute sind, die sich ein Stück Heimat ins Wohnzimmer holen wollen!? Denn so viele Deutsche machen dort sicher nicht Urlaub. Wer weiß!? Vielleicht gibt es hier (zu) wenige Leute, die einen Bezug zu Jujuy haben? Viele Grüße, Lucy M. Laube, und Ihnen auch viel Erfolg!

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